Pep oder Dinger - Screenplay [H-002]

Foreword

Before we get into things, let me say this:

The idea is not the screenplay is not the final movie.

Every step of the way is like a rewrite of the previous version. This could go on indefinitely (with diminishing returns). In the end I only managed to film about a quarter of the actual script I wrote. Furthermore, screenplays are intended to be watched not read in the first place. Also, it is written in German and I have NO INTENTION of ever translating it^^

What you are about to read is DRAFT #5, which again is different from the shooting script as there were "unforseen circumstances". The last draft I actually wrote (DRAFT #6) was a necessary rewrite of scenes 15-1 and 15-2 so everything would work as a 15 minute short film. DRAFT #5 remains the most complete one story-wise.

I wanted to do "final check" before publishing this work of (f)art and remove "unacceptable things" but then I decided against it. The "essence" has to remain pure. Please don't judge me for my formatting or unfunniness... I admit it's a bit unconventional, cringy, and edgy at times (haha). Especially the ending.

Have a look at the related works below if stuff like this interests you. Thänks! :)

PROLOG

01. AUSSEN - STRASSE - DÄMMERUNG

AUFBLENDE:

>Nach einer wahren Begebenheit<

>(oder so.)<

(NITRO trägt ein LÖWENKOSTÜM.)

Von einem wolkenleeren Himmel schwenken wir auf einen kostümierten jungen Mann. Er heißt NITRO. NITRO hastet zielgerichtet durch eine Straßengasse.

NITRO [V.O.]:
„Es war ein schwüler Sommerabend. Ich hatte mich gerade auf die Suche nach einem der zahlreichen Apotheker der Metropole begeben. Er sollte mich mit feinster Medizin versorgen, um meinen ewigen Seelenschmerz zu lindern…“

NITRO beginnt damit seine VERSCHLISSENE GELDBÖRSE zu durchforsten, während er weiterhin durch die Gasse vordringt.

NITRO (fluchend):
„Fuck, Fuck, FUCK. WO ist er? - Oh Dicker! – 5 Euro… Ja, ja das reicht. - Ah, da vorne!“

(ZAYN hat blond gefärbte Haare.)

In gewisser Entfernung sehen wir über NITROs Schulter hinweg einen gesetzeswidrigen Herumlungerer. Er heißt ZAYN. ZAYN steht ständerlos-lässig in ‚erektions-verbergender Position‘ an eine Häuserwand gelehnt und verwendet tippend sein HUAWEI-SMARTPHONE. Ein handelsüblicher TURNBEUTEL liegt neben ihm auf dem Boden.

NITRO läuft schnurstracks auf ZAYN zu. ZAYN schaut etwas irritiert auf, als er den Ansturm bemerkt.

NITRO (enthusiastisch):
„Mein Homeboy!“

ZAYN (genervt):
„Tz, Pep oder Dinger?“

NITRO (sich umguckend):
„Haben wir noch Peps? Einen noch?“

ZAYN:
„Immer.“

NITRO (auffällig zwinkernd):
„Ehm, dann einen blauen Dr. Pepper zum Durchstarten und zwei Dinger für später, wenn du weißt, was ich mein, Dicker ja!“

ZAYN liest seinen TURNBEUTEL auf. Derweil sammelt der Rezipient die nötigen Zahlungsmittel aus seiner GELDBÖRSE zusammen.

NITRO findet einen 5-EURO SCHEIN UND EINE MENGE KLEINGELD und überreicht den Fund freudig an ZAYN. ZAYN schätzt zweifelnd die Lage ab, atmet dann enttäuscht durch.

ZAYN (augenrollend):
„Nächste Woche krieg ich dann den Rest, Capisce?“

ZAYN holt die WARE (1 BLAUES PEP-TÜTCHEN und 2 DINGER) aus seinem TURNBEUTEL.

NITRO:
„Ey wie immer, Bro!! Du kennst mich!“

GELD und WARE wechseln die Hände. ZAYN zählt das KLEINGELD kaufmännisch.

NITRO [FORTS.]:
„Frägt man sich nicht, was das Löwenkostüm soll? Lange Story – Is‘ ne alte Tradition vong mir. Seit der siebten Klasse mache ich (…) „

ZAYNs Aufmerksamkeit wendet sich ab, so dass er NITRO nur noch mit halbem Ohr zuhört. Er will gerade das GELD in seinen TURNBEUTEL packen, als sein zweites HANDY (der Marke NOKIA) in seiner Hosentasche mit AUFFÄLLIGEM KLINGELTON klingelt.

Unterdrückte Nummer. ZAYN geht gewohnt wie ein Geschäftsmann ans NOKIA-HANDY.

ZAYN:
„Pep oder Dinger?“

MASKULINE HONDURANERSTIMME:
„Zayn.“

ZAYNs lässige Kiefermuskulatur wirkt plötzlich etwas angespannter. Er kennt den Anrufer nur allzu gut.

NITRO [O.S.]:
„(…) nur wegen Gustav, ey! Was für eine Bude! Kannst du das glauben? Der Stricher! Jedenfalls hat er dann (…)“

Jetzt ignoriert ZAYN den Partylöwen völlig. Wir hören den Rest seiner Geschichte nicht.

ZAYN (zähneknirschend):
„Hallo Samedi.“

SAMEDI:
„Dinger für heute Abend - übliche Menge – ziehen wir von der Liste ab.“

NITRO:
„(…) und jetzt bin ich halt der PARTYLÖWE! – Geht fit, oder? Yeet!“

NITRO bietet ZAYN eine geballte Brofist zur Verabschiedung an. ZAYN ignoriert NITRO weiterhin.

NITRO [FORTS.]:
„Ach, wie du meinst, Dicker ja. Ich düse!“

NITRO zuckt mit den Schultern und verlässt den Straßenapotheker. Wir bleiben ab jetzt ausschließlich bei ZAYN.

ZAYN (nachdenklich):
„OK... Bin in 10 Minuten da.“

SAMEDI:
„OK.“

SAMEDI legt auf. ZAYN steckt das NOKIA-HANDY in seine Hosentasche und schreibt eine kurze Nachricht mit dem HUAWEI-SMARTPHONE.

Er will gerade das HUAWEI-SMARTPHONE wegstecken, als direktermaßen dessen KLINGELTON ertönt. Auf dem Display wird der Name „Lydia“ angezeigt. ZAYN betätigt den grünen Hörer.

LYDIA:
„Er hat bestellt?“

ZAYN:
„Ja.“

LYDIA:
„Und du hast alles dabei?“

ZAYN:
„Ja.“

LYDIA:
„Also gehst du hin?“

ZAYN:
„Glaub schon.“

LYDIA:
„Gut, dann sag mir nachher wie’s gelaufen ist.“

ZAYN:
„Ok.“

Noch bevor ZAYN eine weitere Silbe der Verabschiedung von sich geben kann ist der Anruf beendet. ZAYN steckt das HUAWEI-SMARTPHONE wieder in den TURNBEUTEL, positioniert diesen auf seinem Rücken und begibt sich auf den Weg zu SAMEDI.

Als er links in eine Straße abbiegt sehen wir zum ersten Mal die Aufschrift des TURNBEUTELS.

>>PEP ODER DINGER?<<

TEIL 1: ZAYN

02-1. AUSSEN – STRASSE – DÄMMERUNG

02-2. INNEN – ZAYNS WOHNUNG – MITTAGS (VERGANGENHEIT)

>>KAPITEL 1: ZAYN<<

Während der kurzen Wanderung zu seinem Kunden plagen ZAYN kryptische Gewissensbisse:

(LYDIA hat einen voluminösen BABY-BAUCH.)

Wir sehen ein trächtiges Mädel von etwa 22 Lenze. Es ist LYDIA. Sie bereitet etwas mit einem MÖRSER und einer PILLENPRESSE vor.

Wir sehen wie ZAYN LYDIA von hinten umarmt und ihren BABY-BAUCH streichelt. Die Familie ist seine Hoffnungsinsel.

Wir sehen eine AUFFÄLLIGE MDMA-PILLE, welche von LYDIA mit einer PINCETTE in ein PLASTIKTÜTCHEN verfrachtet wird.

LYDIA (unverständlich) [V.O.]:
„Es muss passieren! Verstehst du?“

LYDIA reicht ZAYN das TÜTCHEN mit äußerster Vorsicht. Er steckt es ebenso achtsam in seinen TURNBEUTEL.

Wir sehen einen GARTENZWERG mit schelmischer Mimik.

LYDIA (unverständlich):
„Warte einfach bis er anruft und dann...“

Wir sehen ZAYNs unsicheres Gesicht. Er spaziert weiterhin mit seinen Gedanken ringend durch die Straßen der Rheinmetropole.

03. AUSSEN – VOR SAMEDIS HAUS – DÄMMERUNG

ZAYN ist vor Samedis Haus angekommen. Ein gescheiterter BWLer kommt ihm aus dem Treppenhaus entgegen. Sein Name lautet BODO. Freundlicherweise hält BODO ZAYN die Haustür zum Eintritt offen.

(BODO trägt ein zerknittertes Hemd, Dreitagebart und eine CASIO-Uhr. Seine Haare sind zerzaust- verschnitten.)

ZAYN und BODO tauschen ein stummes anerkennendes Zunicken.

ZAYN schreitet am freiberuflichen Pförtner vorbei und begibt sich hinein in das Domizil. Im Abgang begutachtet BODO den TURNBEUTEL schlitzohrig über seinen Musculus Deltoideus.

04-1. INNEN – SAMEDIS HAUS – WOHNZIMMER – DÄMMERUNG

ZAYN klopft an SAMEDIs Tür und wartet.

Ein dürrer Hüne, welcher entfernt einer Oktopodengestalt ähnelt, öffnet die Wohnungstür. Er ist SAMEDI. SAMEDI reicht ZAYN seine linke Krakenpranke.

(SAMEDI trägt ein geformtes Kinnbärtchen
und ein teures Luxus-Hemd.)

SAMEDI:
„Alles gut?“

ZAYN empfängt den Handschlag widerwillig. SAMEDI hat kräftige Saugnäpfe.

ZAYN:
„Alles wie immer.“

SAMEDI:
„Komm rein.“

SAMEDI winkt herein in den Innenraum, geht dann voran in das Wohnzimmer. ZAYN folgt ihm. GRAS-RAUCH erfüllt den geselligen Raum.

ZAYN (plaudernd):
„Ich hab‘ dir was ganz besonderes mitgebracht. Ganz neues MDMA feinster niederländischer Güteklasse-“

SAMEDI (halb zuhörend):
„Erstmal setzen.“

ZAYN platziert sich auf der nächstbesten Couch, SAMEDI auf einen Sessel gegenüber. Beide trennt ein Glas-Tisch auf dem sich eine PORZELLAN-ENTE und ein BEFÜLLTER ASCHENBECHER befinden.

SAMEDI (nebenbei bemerkend):
„Hab am Handy ‘Dinger’ gesagt – meinte ‘Pep’.“

ZAYNs Gesichtsausdruck ist perplexer Natur.

Zayn (überrascht):
„Was?“

SAMEDI [FORTS.]:
„Kollege kommt heut’ aus dem Bau. Wir feiern.“

ZAYN bemerkt ein paar GIRLANDEN, die das Wohnzimmer zieren.

ZAYN (wieder gesammelt):
„Schau es dir erstmal an, bevor du entscheidest! Ich lass dir das einfach hier und dann (…)“

ZAYN holt die AUFFÄLLIGE MDMA-PILLE aus dem TURNBEUTEL und legt sie auf den Tisch. SAMEDI begutachtet sie ungerührt aus der Ferne.

Zayn [FORTS.]
„(…) Vielleicht hat ihr ja Bock-“

SAMEDI:
„Nicht heute. Pepos reichen.“

ZAYN (auf dem verlorenen Posten):
„Sicher? Das hier ist allerbeste Ware aus Holland. Prototyp aus dem Labor. Teste den mal und sag mir dann, ob ich mehr besorgen soll. Ich hab‘ da ne Connection in Rotterdam, der kann die Pillen für 2,5 das Kilo umschlagen.“

SAMEDI (genervt):
„Kein Prototyp. Bisschen Speed - Das wars.“

ZAYN (geschlagen):
„Nagut.“

ZAYN holt einige BLAUE PEP-TÜTCHEN aus seinem TURNBEUTEL und überreicht sie SAMEDI.

SAMEDI:
„Blau?“

ZAYN (wie ein schlechter Staubsaugervertreter):
„Ja, ehm, keine Ahnung, meine Freundin hat die gefärbt. Meinte, dass das mehr Kohle einbringt. Mit Lebensmittelfarbe, garantiert nicht schädlich oder so – aber die Raver stehen drauf.“

SAMEDI nimmt gelassen seine PORZELLAN-ENTE und öffnet ihre Luke. Im Inneren kann ZAYN diverse verstaute DROGEN (OREGANO) und ein paar Bündel GELD-SCHEINE ausmachen. Des Weiteren holt SAMEDI eine SCHULDNERLISTE hervor.

SAMEDI:
„Hm...Mehr Erlöse?“

ZAYN:
„Ja, ich will auch nicht ewig was bei dir haben oder so. Und wenn‘s hilft...“

ZAYN grinst gezwungen. SAMEDI nickt ZAYN gönnerisch zu und zählt die BLAUEN PEPS einzeln ab.

SAMEDI (fordernd):
„Stift?“

ZAYN kramt überhastet-schnell einen BILLIGEN STIFT aus seinem TURNBEUTEL und übergibt ihn SAMEDI.

SAMEDI:
„Merci.“

SAMEDI trägt ZAYNs Zahlungen gerecht auf der SCHULDNERLISTE ein und packt die LISTE sowie BLAUEN PEPS wieder in die ENTE. Währenddessen bepackt ZAYN seinen TURNBEUTEL mit dem vermeintlichen „PROTOTYP“. SAMEDI behält den STIFT.

04-2. INNEN – SAMEDIS HAUS – DÄMMERUNG

Kurzer Zeitsprung. SAMEDI begleitet ZAYN zur Tür.

SAMEDI:
„Kommst du nachher?“

ZAYN:
„Ne - Muss noch weiter. Du weißt doch wie das ist...“

Gesprächspause. ZAYN bekleidet sich wieder mit seinem TURNBEUTEL.

SAMEDI (aufmunternd):
„Prototyp beim nächsten Mal.“

ZAYN (abwinkend):
„Ja, beim nächsten Mal dann. Tschau.“

SAMEDI:
„Ciao-Ciao.“

Die Beiden schlagen zur Verabschiedung ein. SAMEDI schließt die Tür. ZAYN zieht frustriert seine Kapuze über den Kopf.

05. AUSSEN – VOR SAMEDIS HAUS – DÄMMERUNG

ZAYN verlässt SAMEDIs HAUS. Wenige Millisekunden danach nähert sich BODO dem blondierten Dealer. Es ist zu spät für ein Ausweichmanöver.

ZAYN (genervt):
„Pep oder-“

BODO (zu schnell):
„Dinger.“

ZAYN:
„-Dinger?“

BODO:
„Ja. 2 von denen bitte.“

ZAYN (auf Seitenstraße deutend):
„Nicht hier. Da drüben. - Komm!“

BODO grinst fälschlich. Beide begeben sich in die Seitenstraße.

06. AUSSEN – SEITENSTRASSE NEBEN SAMEDIS HAUS – DÄMMERUNG

BODO folgt ZAYN in eine Seitenstraße neben Samedis Haus.

ZAYN:
„Also was willst du?“

BODO:
„2 Dinger.“

ZAYN:
„Das macht dann nen Zwanni.“

BODO kramt einen zerknitterten 20€-SCHEIN aus seiner zerknitterten Hosentasche. Im Hintergrund des Geschehens lockert ein Rumäne mit Dehnübungen seine Glieder. Sein Name ist ANGELO.

(ANGELO trägt ein billiges osteuropäisches JOGGER-OUTFIT.)

ZAYN nimmt seinen TURNBEUTEL ab. BODO gibt ANGELO ein unauffälliges Zeichen. ANGELO sprintet los und stibitzt noch vor der Geldübergabe ZAYNs TURNBEUTEL. ZAYN ist in einer Schrecksekunde gefangen.

ZAYN:
„KACKE!“

ZAYN nimmt die Verfolgung von ANGELO auf. BODO bleibt mit einem verschmitzten Lächeln zurück.

07. AUSSEN – SEITENSTRASSE NEBEN SAMEDIS HAUS – DÄMMERUNG

Minimaler Zeitsprung. ANGELO kommt rasant um eine Straßenecke gehetzt. Nach wenigen Sekunden folgt ZAYN ebenso stürmisch.

Dank seiner vorzüglichen Fitness hat ANGELO sich einen beachtlichen Vorsprung erlaufen. ZAYN sieht ein, dass es aussichtslos ist und verlangsamt notgedrungen sein Tempo.

ZAYN (völlig außer Puste):
„EY, EYY, EYYY! NEIN, MANN! NEIN!“

ANGELO verschwindet aus dem Blickfeld. ZAYN steht verlassen in der GASSE. Ermüdet stützt er sich an einem spitzen Gartenzaun ab.

ZAYN ist vollkommen allein. Auch wir entfernen uns langsam von ihm.

[Es folgt eine Montage der dreckigen Großstadt, welche mit einem zeitgerafften Tag/Nacht-Wechsel endet.]

08. INNEN – ZAYNS WOHNUNG – AUF DEM BALKON – MORGENS

ÜBERBLENDUNG ZU:

Der nächste Tag ist angebrochen. Wir hören zwei sich unterhaltende Stimmen, sehen aber noch nicht, um wen es sich eigentlich handelt.

MÄNNERSTIMME (gähnend) [V.O.]:
„...jedenfalls hat der Penner meinen Turnbeutel.“

FRAUENSTIMME (streng) [V.O.]
„Ungut.“

Es sind ZAYN und LYDIA. Sie sitzen an einem Tisch auf dem Balkon in ZAYNs WOHNUNG. ZAYN beendet seinen ausgiebigen Gähner. Seine Augen zieren leichte AUGENRINGE. LYDIA hat gerade einen koffeinhaltigen VALENTINO ‚THE DOCTOR‘ ROSSI MONSTER-ENGERGYDRINK für ihn aus der Küche geholt.

(LYDIA hat einen voluminösen BABY-BAUCH. Sie trägt ein weißes Sommerkleid und ihre Haare sind in einer offenen Frisur.)

LYDIA [Forts.]:
„Hast du mal rumgefragt? Vielleicht kennt den ja einer - Igor oder so, der kennt doch alle Russen hier in der Gegend.“

ZAYN (barsch-zickig):
„Was denkst du denn? Ich war doch bis jetzt unterwegs! Niemand hat einen Schimmer...“

LYDIA reicht ZAYN besänftigend eine TASSE und befüllt sie für ihn bis zum Rand mit dem VALENTINO-GETRÄNK.

LYDIA:
„Gönn dir erstmal nen ‚Valentino‘. - Warum bist du denn nicht direkt hierhingekommen?“

ZAYN:
„Mein Schlüssel und Huawei-Smartphone sind in der verfickten Tasche.“

ZAYN grinst LYDIA kläglich an.

ZAYN (verliebt) [FORTS.]:
„Ich kann doch nicht so einfach meine Prinzessin mitten in der Nacht wecken. Lange Schlafenszeiten sind mit das Wichtigste während der Schwangerschaft.“

ZAYN streichelt LYDIAs Arm. LYDIA geht nicht darauf ein.

LYDIA:
„Also hat Samedi das Gift nicht genommen?“

ZAYN lässt von ihrem Arm ab und blickt in den Innenhof.

ZAYN:
„Nein.“

LYDIA:
„Hast du nicht versucht dein Handy zumindest mal anzurufen?“

ZAYN:
„Kein Guthaben. - Was sollte das auch nützen? Die haben hundertpro den Akku rausgenommen…“

ZAYN trinkt genüsslich von seinem VALENTINO. LYDIA verschränkt die Arme.

ZAYN [FORTS.]:
„Hier - ich geb‘ dir mal die Nummer von meinem Nokia, falls was sein sollte… Für alle Fälle.“

ZAYN schaut sich nach einem STIFT um.

ZAYN [FORTS.]:
„Stift?“

LYDIA:
„Hab keinen.“

ZAYN findet auf eigene Faust einen HAARIGEN STIFT in seiner Umgebung und paust mit Hilfe des NOKIA-HANDYs LYDIA die Nummer auf eine SERVIERTE. Er schiebt die SERVIERTE über den Tisch zu LYDIA. LYDIA lässt sie unangerührt an Ort und Stelle liegen.

LYDIA:
„Das ist alles sehr ungut.“

ZAYN:
„Ja. - Aber das Schlimmste ist, dass Scheiß Usain Bolt aus Rumänien den Beutel hat (...)“

LYDIA:
„(...) mit dem Gift.“

ZAYN:
„Mit dem Gift.“

ZAYN steckt das NOKIA-HANDY wieder weg und lehnt sich verzweifelt zurück.

ZAYN (in die Ferne starrend) [FORTS.]:
„Fuck! - Ich will echt nicht, dass der Penner wegen mir draufgeht.“

LYDIA (grübelnd):
„Wir können ja noch eins vorbereiten, das sollte nicht das Problem sein...“

ZAYN (geht nicht darauf ein):
„Der sah zwar nicht so aus, als hätte er bis jetzt das allerbeste Leben gehabt, aber der hat halt auch nix mit der ganzen Sache zu tun...“

LYDIA (eigensinnig):
„Wir müssen nur eine Weile abwarten. Samedi bestellt bestimmt nochmal diese Woche, oder nächste. - Hat er denn gar nichts dazu gesagt? War er wenigstens interessiert?“

ZAYN (wütend):
„Hörst du mir überhaupt zu!? Ich hab‘ keinen Bock darauf irgendeinen Junkie auf dem Gewissen zu haben.“

LYDIA (lauter als ZAYN):
„JETZT KACK MICH HIER NICHT SO AN!! Immerhin hab‘ ich mich nicht beklauen lassen!“

ZAYN weicht zurück. Sie hat recht. LYDIA liebkost ihren prallen BABYBAUCH.

LYDIA:
„Aber das Problem ist noch nicht beseitigt. Er lebt noch.“

ZAYN (bedrückt):
„Ja.“

Im Hintergrund erwacht ANGELO in einem Gebüsch in der Nähe des Balkons. LYDIA erblickt ihn peripher.

(ANGELO hat einen KNÖCHELVERBAND. Seine sonstige Kleidung ist wie am Vortag. Seine ADIDAS-JACKE ist geöffnet.)

LYDIA (irrational schwanger):
„Denk mal nach! Wie soll ‚Marie‘ denn hier aufwachsen? Zwischen den ganzen Assis? Willst du das?“

LYDIA deutet unterbewusst mit ihrer aufgebracht fuchtelnden Handbewegung in ANGELOs Richtung. ZAYN betrachtet das kugelförmige Resultat seiner Liebe.

ZAYN (nachgebend):
„Nein, natürlich nicht.“

LYDIA:
„Also!“

LYDIA wählt kurzerhand mit ihrem eignen HANDY eine Nummer an. ZAYN bemerkt dies trotz seiner fortschreitenden Müdigkeit.

ZAYN:
„Was machst du?“

LYDIA lauscht nach einem Signalton.

LYDIA:
„Ich versuch jetzt mal dein Huawei-Smartphone anzurufen, wenn du das nicht hinbekommst!“

Unfern von ZAYN und LYDIA rappelt sich der erwachte ANGELO nun endlich auf. Er taumelt in langsamer Manier den Weg zu ZAYNs Balkon entlang. ZAYN sieht ANGELO nicht, da er mit dem Rücken zu ihm gekehrt ist.

LYDIA (mit dem Hörer am Ohr):
„Das ist auf alle Fälle noch an. Keine Mailbox. Auch nicht besetzt.“

ZAYN:
„Ach, alles nur wegen diesem verdammten Wichser in seinem verkackten lila Jogginganzug.“

ANGELO ist jetzt genau unter dem Balkon.

LYDIA (abgelenkt)
„[...] Lila oder Violett? - Ungefähr so wie der da?“

LYDIA deutet auf ANGELO. ZAYN erblickt ANGELO. ANGELO bemerkt natürlich nichts von alledem, da er sichtlich von der vorherigen Nacht benommen ist.

ZAYN (plötzlich hellwach):
„Oh. Mein. GOCK!“

ZAYNs Pupillen weiten sich vor Wut. Jetzt ist Action angesagt. Er begibt sich auf schnellstem Wege hinunter zu ANGELO und klettert dementsprechend vom Balkon auf den besagten Weg darunter.

09. AUSSEN – INNENHOF – WEG UNTER DEM BALKON – MORGENS

ZAYN landet lautlos unterhalb des Balkons und nimmt behutsam die Verfolgung von ANGELO auf. ANGELO bemerkt noch immer Nichts. Besorgt um die rumänische Schnelligkeit will ZAYN ihn nicht verschrecken.

Genau im Moment bevor ZAYN ANGELO zufassen bekommt klingelt ZAYNs NOKIA laut in seiner Hosentasche (AUFFÄLLIGER KLINGELTON). ANGELO wird sofort auf ZAYN aufmerksam.

ZAYN:
„Hey!“

Indisches Editing. Ohne Vorwarnung hetzt ANGELO los, aber sein linker Knöchel und der Kater der Nacht bereiten ihm Probleme bei diesem Vorgang. ZAYN folgt ihm mit sportlicher Entschlossenheit.

10. AUSSEN – INNENHOF – GASSE – MORGENS

Auf der Flucht vor ZAYN stürzt sich ANGELO in eine Gasse und bleibt aber mit seiner ADIDAS-JACKE an einer der zahlreichen Mülltonnen hängen.

Er rappelt sich wieder auf, wird aber direkt von ZAYN sprunghaft mit dem Knie getackelt. Beide raufen auf dem dreckigen Gassenboden. ZAYN befindet sich dominant über ANGELO.

ANGELO:
„AHH, meu Knochel, du Huren-“

Im Gefecht versucht ZAYN sich an einer „Boston Crab“, wie man es aus Wrestling-Kämpfen kennt. Direktermaßen unterwirft ANGELO sich mit schmerzhafter Mimik. Er schreit laut auf.

11. AUSSEN – INNENHOF – PARKBANK – MORGENS

SCHNITT ZU:

Dreister Zeitsprung. ZAYN zieht ANGELO an seinem Ohr zu einer nahegelegenen Parkbank. Der Rumäne wird humpelnd von ZAYN hingesetzt. ZAYN verbleibt in aufrechter Position. Das Verhör kann beginnen.

ZAYN (bedrohlich):
„Wo ist mein Beutel?“

ANGELO (verwirrt):
„Was Beutel? Nix wissen!“

ZAYN (energischer):
„Mein Turnbeutel, Mann!“

ANGELO winkt ab und reibt sich anschließend erschöpft die Schläfen, als ob er Kopfschmerzen hätte.

ANGELO (verkatert):
„Boah, ich haben sooo krasse Nacht, ey. Du kannst nicht vorstellen, was ich da erlebten (…)“

ZAYN denkt gar nicht daran ihm eine Aspirin-Tablette zu geben. ANGELO holt ein ZERKRATZTES SAMSUNG GALAXY aus seiner Trainingshosentasche.

ANGELO [FORTS.]:
„Guckst!“

Wir sehen ANGELOS Bildergalerie auf seinem SAMSUNG GALAXY. [Die Aufmachung erinnert an den Abspann von ‚Hangover‘.]

ANGELO (wie aus dem Nähkästchen):
„Erst ich war auf Party von Kurt.“

Wir sehen BILD 1 von der Party.

ANGELO [FORTS.]:
„Samedi mich nicht reinlassen. Ich sagen „Kennen Kurt“, aber er nix hören will.“

Wir sehen BILD 2 von der Party.

ANGELO[FORTS.]:
„Zum Glück Kurt schon da. Er sagten Samedi, dass Angelo Bester...“

Wir sehen BILD 3 von der Party.

ANGELO [FORTS.]:
„Bei Party ich treffe Löw. Ha!“

ZAYN:
„Jogi Löw?“

Wir sehen ein Selfie-Bild (BILD 4) von ANGELO und NITRO auf dem Handybildschirm.

ANGELO:
„Wir tanz traditionelle Romanski-Tonzy... Immer schnell und schnellste! Rapede! - Dann Löw trete auf gleznă!“

ANGELO zeigt ZAYN stolz seinen KNÖCHELVERBAND.

ANGELO [FORTS.]:
„Ein großes Scheisse! Kurwa!“

Ohne Vorwarnung schmettert ZAYN ANGELO eine kräftige Backpfeife, damit dieser seine Gedanken besser ordnet.

ZAYN (verärgert):
„UND WAS HAT DAS GANZE MIT MEINEM BEUTEL ZU TUN??“

Aufgrund der Wucht stürzt ANGELO fast von der Parkbank.

ANGELO (kleinlaut):
„Ok-ok, Buster... - bitte nicht handgreiflich.“

ANGELO reibt seine gerötete Wange.

ZAYN:
„Was ist passiert, nachdem du mich beklaut hast?“

ANGELO (nachdenklich):
„Nach Klauen? Ich suche zu Bodo.“

ZAYN:
„Bodo? Wer ist das? Dein Boss?“

ANGELO (schelmisch grinsend):
„Bodo bei dir kaufen und ich klauen Beutel!“

ZAYN:
„Der andere Wichser von gestern...“

ANGELO:
„Ich Bodo nicht gefinden, weil aus Romania! Heh.“

ANGELO hickst so laut auf, dass ZAYN sich gezwungen fühlt zu einer weiteren Schelle auszuholen.

ZAYN (ungeduldig):
„Komm zum Beutel, Jung!“

ANGELO kauert sich schützend wie ein Igel oder Stachelschwein zusammen.

ANGELO [FORTS.]:
„Aber Bodo mich gefinden! Bei Spielplatz! Ja, ja!“

ZAYN ist ganz Ohr...

12. AUSSEN – SPIELPLATZ – ABENDS (RÜCKBLENDE)

[Der nächste Teil unterscheidet sich visuell vom Rest der Geschichte. Es handelt sich um eine stilisierte Rückblende.]

>>>ANGELOS VERRÜCKTE NACHT<<<


ANGELO [V.O.]:
„Also Bodo mich sehen und wir bei Spielplatz auf - wie heißen nochmal der Wort… - Teschtonnis!?“

Wir sehen ANGELO und BODO auf einer Tischtennisplatte.

ANGELO [V.O.] [FORTS.]:
„Bodo aufgemachen Beute.“

BODO überprüft den TURNBEUTEL. ANGELO redet auf BODO ein.

ANGELO [V.O.] [FORTS.]:
„Ich wollen Money, aber Bodo finden was: Eine Tute...“

BODO kramt den eingetüteten PROTOTYP aus dem TURNBEUTEL.

ZAYN [V.O.]:
„Fuck - Ihr habt das nicht angepackt, oder?“

BODO nimmt den PROTOTYP aus dem TÜTCHEN und betrachtet ihn mikroskopisch genau.

ANGELO [V.O.]:
„Bodo sagen: „Ich glaube kennen das... Cousin Kurt davon erzählt… Ich essen! PARTY, PARTY!“

BODO macht sich bereit den gesamten PROTOTYP in seinem Schlund fallen zu lassen.

ANGELO [V.O.] [FORTS.]:
„Ich sagen zu Bodo: ‚Nein, nein, nicht nehmen zu große Stuck - Erst probieren kleine!‘ “

BODO hackt mit seinem JOCHEN-SCHWEIZER-TASCHENMESSER einen kleinsten SPLITTER DES PROTOTYPs ab.

ZAYN (stumpf) [V.O.]:
„Oh Kacke.“

ANGELO [V.O.]:
„Ist ok? Bodo nur nehmen Mini-Futzy! Nix schlimm.“

BODO probiert den SPLITTER und sitzt beeinträchtigt ANGELO gegenüber.

ANGELO [V.O.] [FORTS.]:
„Er werden so leise - nicht sagen nada… Ich warten auf Sagen… Maximum 10 Sekunde… DANN!“

ZAYN (von der Geschichte gebannt) [V.O.]:
„Dann was??“

BODO sprintet mitsamt dem TURNBEUTEL und TASCHENMESSER in der Hand los.

ANGELO [V.O.]:
„Er flitze einfach los! Wie Bogen! Rapid ca Schumacher Ralfo!“

ANGELO bleibt verdutzt zurück, während sich BODO mit beträchtlichem Tempo vom Acker macht.

ANGELO [V.O.] [FORTS.]:
„Bodo weg! Angelo - Was tun?“

ANGELO ist mutterseelenallein auf dem dunklen Spielplatz.

ANGELO (zuversichtlich) [V.O.] [FORTS.]:
„Natürlich gehen zu Party! Bodo schon kommen wieder, kein Sorgen!“

13. AUSSEN – INNENHOF – PARKBANK – MORGENS

[Wir sind wieder im üblichen visuellen Stil mit ZAYN und ANGELO bei der Parkbank.]

ÜBERBLENDUNG ZU:

ANGELO [FORTS.]:
„Aber ich selber wollen zu Bodo! Wo Anteil? Ich machen Arbeit? Nix fair!“

ANGELO schaut ZAYN an und bereut direkt seine dümmliche Äußerung. ZAYN bedenkt stumm alle Variablen der Situation.

ZAYN (unschlüssig):
„Ich komm mir langsam wie in ner Toilette vor! Alles nur Scheisse!“

ZAYN wuchtet mit der rechten Hand an seine Stirn, streicht dann durch seine frisch blondierten Haare.

ZAYN [FORTS.]:
„Weißt du denn, wo der Spielplatz ist?“

ANGELO:
„Ich nichts ortskundig. Zero Ahnunge.“

ZAYN:
„Kannst du mir wenigstens die Richtung zeigen?“

ANGELO (nickend):
„Da, Approximativ. Wenn finden Bushaltestelle ich wissen wo.“

ZAYN:
„Alles klar! Dann suchen wir halt, bis wir ihn...“

14. AUSSEN – SPIELPLATZ – MITTAGS (ETWAS SPÄTER)

Zauberhafter Zeitsprung. Wir sehen BODOs vollgekotzt-glückliches Gesicht. Bei näherer Betrachtung liegt er in einer auffälligen Pose im Sandkasten des besagten Spielplatzes.

ZAYN (enttäuscht) [FORTS.]:
„...finden.“

ZAYN und ANGELO haben BODO gefunden. Sie blicken auf BODO herab. ZAYN schüttelt den Kopf und schaut sich dann mit suchendem Blick nach seinem gestohlenen Besitz um.

ZAYN [FORTS.]:
„Fuck!“

ANGELO kümmert sich verzweifelt um BODO und versucht ihn aufzuwecken.

ANGELO (aufgeregt):
„Bodo, du Dummer! Was machen! Was machen!!“

ZAYN durchforstet die Umgebung nach seinem Beutel, kann ihn aber nicht vorweisen. ANGELO bittet mit weinerlicher Miene zu ZAYN.

ANGELO (zu ZAYN) [FORTS.]:
„KRANKENHAUS! REPEDE!!“

Widerwillig hilft ZAYN dem Rumänen BODO aufzurichten. BODO öffnet seine Augen und versucht etwas zu sagen. Währenddessen läuft etwas ERBROCHNENES aus seinem Mündchen.

ANGELO (zu Bodo):
„Was, Freund? Sprich!“

ANGELO legt sein Ohr an BODOs vertrocknete Kotzlippen.

BODO (leise-verkümmert):
„Zeitmaschine… Engel… Gartenzwerg…“

BODOs Körper verlässt die Kraft seinen Kopf aufrecht zu halten. Im gleichen Moment klingelt ZAYNs NOKIA-HANDY (KLINGELTON).

ANGELO (verzweifelt):
„WAS DU SAGEN, BODO!? Nicht gehen zu ENGEL! Bleiben bei Angelo!! Oh Doamne!“

ZAYN lässt BODO auf ANGELOs Schulter verweilen und nimmt den Anruf an. BODO wird wieder ohnmächtig.

ZAYN:
„Pep oder D-?“

LYDIA:
„Schatzi, Hilfe!“

ZAYN:
„Wer ist-“

LYDIA (gekrümmt vor Schmerzen):
„Mein Wasser ist gebrochen! Das Baby! Fahr mich ins Krankenhaus!“

ZAYN realisiert schlagartig den Ernst der Lage.


>Cliffhanger.<


ENDE des ersten Teils.

TEIL 2: BODO

15-1. INNEN – SAMEDIS HAUS – WOHNZIMMER – DÄMMERUNG (AM TAG ZUVOR)

>>KAPITEL 2: BODO<<

Wir sehen eine PORZELLAN-ENTE. Daraufhin sehen wir SAMEDIs Oktopus-Finger, zwischen denen sich ein ausfächernder JOINT befindet. SAMEDI nimmt einen gekonnten Zug und reicht den Glimmstängel weiter zu BODO. Beide sitzen auf der Couch in SAMEDIs Wohnzimmer.

BODO (paffend/hustend):
„Verdammt gutes Zeug, Bruder! - Es tut gut mal wieder in der Heimat zu sein. Scheiß auf Hamburg! Die letzten 3 Jahre waren reine Zeitverschwendung...“

SAMEDI nickt BODO stumm mit Rauch in der Lunge zu.

BODO [FORTS.] (kläglich):
„Aber Kurt kommt heute raus… immerhin - Das ist positiv… Ab jetzt kann es nur noch bergauf gehen.“

SAMEDI (gelassen ausatmend):
„Eben.“

BODO:
„Hast du eigentlich noch ein bisschen Speed für nachher? Kurt will bestimmt-“

SAMEDI:
„Klar.“

SAMEDI erhebt sich aus seinem Chefsessel und holt die PORZELLAN-ENTE, welche sich im Regal hinter ihm befindet.

BODO:
„Wo ist eigentlich der Gartenzwerg deiner Oma? Kaputt gegangen oder-“

SAMEDI (stumpf):
„Weg. Lange her.“

BODO:
„Aber die Ente ist auch nett. Du warst ja schon immer gut zu Vögeln! (Heh)“

SAMEDI geht nicht auf den schlechten Witz ein und öffnet die PORZELLAN-ENTE. Im Inneren befinden sich diverse DROGEN, eine SCHULDNERLISTE und GELDBÜNDEL, aber keine PEP-TÜTCHEN mehr. SAMEDI sucht dennoch erfolglos für ein paar weitere Sekunden.

SAMEDI (aufblickend):
„Hm. Doch nicht.“

BODO:
„Oh. Soll ich noch welche besorgen gehen? Wir wollen doch heute die Sau rauslassen. Ich mein, nach 6 Monaten Knast ist das nur verständlich…“

SAMEDI:
„Ich bestelle.“

SAMEDI holt sein IPHONE raus.

BODO:
„Sauber! Dann freuen sich die Männer!“

BODO nimmt einen weiteren Zug vom JOINT. SAMEDI wählt inzwischen eine geschäftliche NOKIA-HANDYNUMMER. Wir hören ZAYNs Teil des Anrufes nicht.

SAMEDI (zu ZAYN):
„Zayn.“

BODO nimmt einen letzten Zug und hüstelt abermals nasal im Hintergrund.

SAMEDI (herablassend) (zu ZAYN):
„Dinger für heute Abend - übliche Menge - ziehen wir von der Liste ab.“

BODO drückt weiterhin hüstelnd den JOINT im ASCHENBECHER aus.

BODO:
„Dinger?“

SAMEDI (zu ZAYN):
„Ok.“

SAMEDI legt auf und wendet sich wieder zu BODO.

SAMEDI:
„10 Minuten. Hat immer alles.“

BODO:
„Perfekt! Ich mach mich dann auch gleich mal vom Acker. Treff mich noch mit nem Kollegen von damals. Ist doch ok, wenn ich den nachher mitbringe?“

SAMEDI:
„Klar.“

BODO blickt neidisch auf die GELDBÜNDEL in der offenliegenden PORZELLAN-ENTE.

BODO (zaghaft):
„Jedenfalls... Wenn du jemanden für nen Job brauchst oder so, sag Bescheid. Ich kann das Geld gut gebrauchen im Moment. Du weißt ja, die Bitch hat mir echt alles genommen...“

SAMEDI:
„Hmm...“

SAMEDI schaut auf seine ROLEX-UHR, dann auf seine pep-tütchenlose PORZELLAN-ENTE.

SAMEDI:
„10 Minuten. Wie wärs?“

BODO:
„Was? Der vom Telefon gerade? Meinst du das lohnt sich an nem Donnerstagabend?“

SAMEDI:
„Immer viel drin in seinem Turnbeutel. Guter Mann.“

SAMEDI reibt seine Tentakel.

SAMEDI [FORTS.]:
„Übliche Nummer - wie damals.“

BODO:
„50/50?“

SAMEDI:
„70/30.“

BODO (freudig):
„Oh Ok - Deal! Null Problemo!“

SAMEDI:
„Kleiner Test. Später mehr.“

BODO:
„Danke! Ich weiß das zu schätzen. Wirklich!“

SAMEDI schließt die PORZELLAN-ENTE und lässt sie auf dem Tisch verweilen. BODO schaut auf seine CASIO-ARMBANDUHR.

BODO:
„Ich glaub ich muss los.“

SAMEDI:
„Ok.“

15-2. INNEN – SAMEDIS HAUS – AN DER TÜR – DÄMMERUNG (WENIGE SEKUNDEN SPÄTER)

Minimaler Zeitsprung. SAMEDI begleitet BODO zur Tür. Dabei klopft er BODO freundschaftlich-unterstützend auf die Schultern.

SAMEDI (zuversichtlich):
„Das wird schon.“

BODO:
„Was?“

SAMEDI:
„Nadine und so.“

BODO (deprimiert):
„Tz, wie du meinst… Naja, dann bis nachher…“

SAMEDI und BODO verabschieden sich mit einer einstudierten Handschlagroutine.

BODO (im Abgang):
„Schreib mir mal, sobald Kurt da ist.“

BODO begibt sich in das Treppenhaus. Auch wir verlassen SAMEDI und begleiten ihn.

16. AUSSEN – VOR SAMEDIS HAUS – DÄMMERUNG

BODO gelangt durch das Treppenhaus nach draußen. ZAYN kommt ihm entgegen. BODO hält dem Dealer die Tür offen.

Beide tauschen stumme Blicke. Als ZAYN das honduranische Domizil betritt erblickt BODO den TURNBEUTEL. BODOs Gesicht ändert sich zu einer schelmisch-nachdenklichen Mine. Der Plan ist in seinem Gehirn gebildet.

BODO begibt sich auf den Weg zur Bushaltestelle.

17. AUSSEN – BUSHALTESTELLE – DÄMMERUNG

BODO trifft an der verlassenen Bushaltestelle ein. ANGELO wartet bereits ungeduldig und versucht seinen Kumpanen telefonisch (GALAXY S4) zu erreichen, bemerkt ihn aber rechtzeitig.

ANGELO:
„Buna seara, Buster!“

ANGELO fällt BODO freundschaftlich um den Hals.

BODO:
„Ey Meister, alles fit im Schritt?“

ANGELO (lachend):
„Kommen wie gehen, du wissen wie ist!“

BODO lächelt das erste Mal seit drei Wochen ehrlich.

ANGELO [FORTS.]:
„Kurt gesehen?“

BODO:
„Ne, war noch nicht da.“

ANGELO:
„Nix schlimm, dann nachher!“

BODO und ANGELO machen sich auf zurück zu SAMEDI.

BODO:
„Du hast doch bestimmt Bock dir was dazu zuverdienen, oder… Ich hab‘ da so ne Idee…“

ANGELO zückt zwei kleine BILLIG WODKA-FLÄSCHCHEN aus seiner Jogginghose.

18. AUSSEN – STRASSE – DÄMMERUNG

ANGELO und BODO stoßen mit ihren alkoholischen Getränken an. ANGELO kommt hierbei deutlich BODO in heiterer Manier entgegen.

ANGELO:
„Noroc! Prost! Prost!“

BODO:
„Prost, Bruder.“

Beide trinken ihre FLÄSCHCHEN in einem Zuge.

ANGELO:
„Jetzt wir können denken uber Gescheft!“

BODO (die Flasche absetzend):
„Springen bestimmt so 30 Euro für dich bei rum...“

ANGELO:
„Wo Haken de Soche?“

BODO:
„Wir ziehen nur so nen Typen ab. Kleinigkeit halt.“

ANGELO:
„Ich nicht wissen…“

Beiläufig wirft ANGELO seine leere WODKA-FLASCHE elegant wie der Basketball-Wunderknabe Derrick Rose in einen entfernten Mülleimer.

ANGELO [FORTS.]:
Was haben Typ getan?“

BODO:
„SCHEISS auf den Typ!“

BODO tut es dem Rumänen gleich und versucht ebenfalls seine leere WODKA-FLASCHE in den Mülleimer zu schmeißen, trifft aber nur den Fußgängerweg daneben. Zerberstung.

BODO [FORTS.]:
„Ich brauch echt deine Hilfe dabei, Bruder!“

BODO bewegt sich mitleidserregend zum Mülleimer.

BODO [FORTS.]:
„Du bist eindeutig der schnellste Mensch, den ich kenne!“
ANGELO:
„Lange schon nix mehr rennen. Zerrung, du wissen...“

Entgegen seiner Intuition bedenkt ANGELO das zweifelhafte Angebot, während BODO weiterhin die selbstverschuldeten SCHERBEN entsorgt. Hierbei blickt er aus gebückter Position mit besorgten Welpenaugen zum kleingewachsenen Osteuropäer hinauf.

ANGELO (entschlossen) [FORTS.]:
„Ok! - Aber nur, wenn wir machen wie mit Kurt immer.“

BODO (froher):
„So wie damals - 70/30.“

BODO reicht ANGELO seine rechte Pranke.

ANGELO:
„Stabily!“

ANGELO schlägt enthusiastisch ein.

19. AUSSEN – SPIELPLATZ – DÄMMERUNG

SCHNITT ZU:

Immer noch auf dem Weg zu Samedis Haus kommen BODO und ANGELO an einem Spielplatz vorbei.

BODO (deutend):
„Komm dann einfach hier hin. Meinst du, du findest das später? Sollte ja nicht so schwer sein, oder?“

ANGELO (sich umguckend):
„Ja ja. Beste Plan!“

BODO (die Augenbrauen hebend):
„Sicher? Wenn’s nachher dunkel ist, kann man sich hier schnell verlaufen...“

ANGELO (fast erbost):
„Wann haben ich nicht gefinden? Angelo immer da! Rechte Zeit, rechte Ort!“

20. AUSSEN – VOR SAMEDIS HAUS – DÄMMERUNG

BODO und ANGELO sind nun vor SAMEDIs Haus angekommen. Sie positionieren sich in Sichtweite der Haustür und lauern ZAYN auf.

ANGELO:
„Hier Party später? Wo Kurt kommen?“

BODO:
„Ja, ja genau.“

ANGELO:
„Wir mussen besorg was?“

BODO:
„Nene, keine Sorge, Samedi hat immer alles da. Wirklich.“

ANGELO:
„Excelente!“

Im Hintergrund verlässt ZAYN SAMEDIs Haus. BODO schreckt auf und gibt ANGELO ein überhastet-professionelles SWAT-Team-Zeichen, dass er sich gefälligst bereithalten soll.

BODO (zu sich selbst):
„Ok, los gehts!“

BODO schreitet mit großen Schritten auf ZAYN zu, aber wird erst bemerkt als er direkt vor dem Verkäufer steht. ZAYN kann ihn nicht mehr abwimmeln.

ZAYN (genervt):
„Pep oder-“

BODO (zu rasch):
„Dinger.“

ZAYN:
„-Dinger?“

BODO:
„Ja. 2 von denen bitte.“

ZAYN (auf Seitenstrasse deutend):
„Nicht hier. Da drüben. - Komm!“

BODO grinst fälschlich. Beide begeben sich in die Seitenstrasse.

21. AUSSEN – SEITENSTRASSE NEBEN SAMEDIS HAUS – DÄMMERUNG

BODO folgt ZAYN in eine Seitenstraße neben Samedis Haus.

ZAYN:
„Also was willst du?“

BODO:
„2 Dinger.“

ZAYN:
„Das macht dann nen Zwanni.“

BODO kramt einen gebügelten 20€-SCHEIN aus seiner gebügelten Hosentasche. Im Hintergrund macht sich ANGELO daran seine 200m-Sprint-Vorkehrungen zu treffen.

BODO blickt kurz zu ANGELO, als ZAYN abgelenkt seinen TURNBEUTEL abnimmt.

BODO gibt ANGELO ein unauffälliges Zeichen. ANGELO hastet los und stibitzt noch vor der Geldübergabe ZAYNs TURNBEUTEL. ZAYN ist in einer Schrecksekunde gefangen. BODO sieht seinen erdachten Plan in die Tat umgesetzt.

ZAYN:
„KACKE!“

ZAYN nimmt die Verfolgung von ANGELO auf. BODO bleibt mit einem verschmitzten Lächeln zurück und betrachtet die zwei Sprinter aus größer werdender Entfernung. Das Werk ist vollbracht. Er klatscht in die Hände. Freeze Frame.

22. AUSSEN – SPIELPLATZ – ABENDS

SCHNITT ZU:

Kleiner Zeitsprung. Die Sonne ist mittlerweile untergegangen. In der Dunkelheit BODO wartet missmutig auf einer Schaukel auf ANGELOs Rückkehr.

BODO schaut ungeduldig auf seine billige CASIO-UHR. Zur Beschleunigung der Wartezeit beginnt er allmählich mit dem Schaukeln. Nach wenigen Schwüngen kann er zufällig ANGELO in der Ferne ausmachen. Der Rumäne hat sich offensichtlich verlaufen.

BODO versucht mit zwei Fingern ANGELO zu sich zu pfeifen, aber er erzeugt bei diesem heiklen Balanceakt leider nur einen mickrigen Ton. Nach einem mürrischen Blick springt er aus schwindelerregender Höhe von der Schaukel ab und landet (sich selbst überraschend) geschickt auf dem sandigen Untergrund.

BODO (rufend):
„ANGELO! Hier!“

ANGELO sieht BODO und trabt freudig wie ein Dackel auf sein Herrchen zu.

ANGELO:
„Challo!“

Bei ANGELOs schneller Ankunft reißt BODO ihm direktermaßen den geklauten TURNBEUTEL aus den Pfoten.

BODO:
„Unmöglich!“

Beide begeben sich zu einer nahegelegenen Tischtennis-platte. BODO bequemt sich mit dem Beutel und seinem Popo auf das Freizeitsportgerät.

BODO [FORTS.]:
„Mach‘ mal Licht!“

ANGELO erhellt mit seiner GALAXY S4-TASCHENLAMPE die Tischtennisplatte.

BODO [FORTS.]:
„Na, dann schauen wir doch, was wir hier haben!“

BODO breitet den Inhalt des TURNBEUTELS auf der Tischtennisplatte aus. Wir sehen: ZAYNs HUAWEI-SMARTPHONE, HAUSTÜRSCHLÜSSEL, GELD, DIVERSE DROGEN (PEP, DINGER) und den eingetüteten ‘PROTOTYP’.

BODO [FORTS.]:
„Is‘ ja nicht gerade viel…“

ANGELO:
„Money dabei?“

BODO:
„Warte mal… Ich glaub‘, ich kenn‘ das…“

BODO hebt das auffällige TÜTCHEN mit dem PROTOTYP auf. Er begutachtet es mit einem zugekniffenen Äuglein wie ein professioneller Diamantenschleifer.

BODO (fachmännisch) [FORTS.]:
„Hmm… Ja, das muss es wohl sein!“

ANGELO:
„Wa?“

BODO zeigt ANGELO seinen besonderen Fund.

BODO (aufgeregt):
„Extrem seltener Scheiß! Wow! Auch bekannt als ‚Shanghai Doctor Who‘, weil das Zeug dich angeblich in eine andere Dimension katapultieren soll!“

ANGELO:
„Du kennen?“

BODO:
„Kurt hat mir mal davon erzählt. Ich glaub, das kriegt man eigentlich nur auf dem chinesischen Schwarzmarkt oder so.“

ANGELO (aufgeregt):
„Dann geben Samedi - fette Money!“

BODO betrachtet das AUFFÄLLIGE TÜTCHEN, dann den enttäuschenden REST DER BEUTE.

BODO:
„Oder…“

Er packt alles außer dem PROTOTYP-TÜTCHEN wieder in den BEUTEL.

BODO:
„Oder wir gönnen uns das einfach… So eine Fügung des Schicksals sieht man nicht alle Tage! Ha!“

BODO holt den ‘PROTOTYP’ aus dem TÜTCHEN und deutet an ihn in kompletter Form einzunehmen.

ANGELO:
„Nicht nehmen ganz! Nur kleine Teil! Lassen Angelo übrig!“

BODO hält inne. ANGELO hat mit seinem Argument ins Schwarze getroffen.

BODO:
„Ok, hast ja recht. Erstmal probieren – Man weiß ja nicht wie stark der Shit ist. – Ich sag dir dann, ob der auch gut ist.“

BODO zückt ein JOCHEN-SCHWEIZER-TASCHENMESSER aus seiner ungebügelten CARGO-HOSE und kratzt einen mikroskopisch-kleinen SPLITTER des ‘PROTOTYPS’ ab.

BODO [FORTS.]:
„Na, dann wollen wir doch mal sehen!“

BODO packt den REST DES PROTOYPS in das TÜTCHEN und das TÜTCHEN zurück in den TURNBEUTEL. Letztlich nimmt er den SPLITTER ein.

BODO [FORTS.]:
„Angeblich trippt man schon nach nur 20 Sekunden...“

BODO und ANGELO betrachten BODOs digitale CASIO-ANZEIGE. Nach 15 Sekunden schaut ANGELO enttäuscht auf.

ANGELO (skeptisch):
„Du sagen wenn ist, ja?“

BODO:
„Hm… Vielleicht hat so eine Mini-Dosis auch einfach keinen Effe-“

BODO verstummt. Die Wirkung des Gifts erwischt ihn zum pünktlichen Zeitpunkt wie ein sittenloser Paukenschlag in Kombination mit einer brechenden Ozeanwelle. Ohne Anstände kippt BODO hinterrücks von der Tischtennisplatte.

23. AUSSEN – STRAND – MITTAGS

SCHNITT ZU:

BODO landet nach seinem Sturz von der Tischtennisplatte im weichen Sand. Es ist taghell. Wir hören aufbrausendes MEERESRAUSCHEN. Offensichtlich handelt es sich nicht um den Sand des nächtlichen Spielplatzes.

BODO schaut sich verwirrt um. Alles ist gedoppelt.

FRÖHLICHE MÄNNERSTIMME:
„Oh ein Neuankömmling. Sei gegrüßt, Reisender!“

BODO blickt sich um, kann aber niemanden erkennen.

BODO (verwirrt):
„Was?“

(Der ENGEL trägt einen REGENPONCHO bzw. OSTFIRESENNERZ. Er liest eine LEKTÜRE mit massivem Einband.)

In gewisser Entfernung sieht BODO eine grinsende Person mit einer LEKTÜRE auf einem GARTENSTUHL.

Die Person streift die Kapuze ihrer Jacke ab und entblößt den verborgenen skandinavischen Haarglanz. Die grelle Kleidung sowie das Kopfhaar sind eines geflügelten Gotteshelfers ebenbürtig.

ENGEL:
„‚Wie bitte‘. Es lautet ‚Wie bitte‘, Gefreiter!“

Der ENGEL schließt den metzgerfremden Schinken und lässt ihn sanft in den Sand gleiten. BODO versucht währenddessen sich im Sand hinzusetzen, scheitert aber dabei. Auffällig mimt der ENGEL eine Geste, als hätte er einen Knopf im Ohr (wie Security-Mitarbeiter oder stämmige Bodyguards).

ENGEL (die Informationen erhaltend):
„‘Boris Dossler’ ist also der Name… Von Freunden und Bekannten ‘Bodo’ getauft… Aha… Mal schauen, ob du auch alle Voraussetzungen erfüllst… Ja, ja und noch einmal Ja! Bravo!“

BODO scheitert erneut am schwierigen Unterfangen des Hinsetzens.

ENGEL [FORTS.]:
„(…) Vorzügliche Lebensgeschichte, unzählige Ecken und Kanten… Ach, die bekommen wir schon rund!“

BODO hat es in die Sitzposition geschafft, kann sich aber kaum aufrecht halten. Der Engel sitzt auf einmal direkt neben ihm auf seinem GARTENSTUHL und beugt sich über BODO.

ENGEL (breit grinsend):
„Dann wollen wir mal loslegen, mein Guter!“

BODO (kleinlaut und verwirrt):
„Okay?“

ENGEL (freudig):
„Höre mir gut zu, Boris, denn ich erkläre es nur ein einziges Mal:“

Der ENGEL deutet auf eine LÄCHERLICHE VORRICHTUNG ganz in der Nähe.

ENGEL [FORTS.]:
„Der Apparatus, dort drüben gelegen, ist eine Zeit- und Raummaschinerie. Rätsle nicht, wieso sie so aussieht - Die sehen immer so aus. Wir beide werden damit verreisen, durch Zeit und durch den Raum, damit ich dir etwas Wichtiges zeigen kann! JA, JA! Es wird dann deine Sicht auf die gegebenen Dinge verändern. Es gibt allerdings ein kleines Manko: Unsere Rolle ist lediglich die eines Beobachters. Dies und nichts weiter! Der Rest erklärt sich schon von selbst…“

BODO:
„Ich weiß nicht… Was? Reisen? Wohin denn?“

ENGEL:
„Jetzt sei doch kein Spaßverdecker, Boris Becker! Das wirst du schon noch klar und deutlich zu Gesicht bekommen! Außerdem wissen wir beide, dass du nicht allzu viel verlieren kannst!“

Der ENGEL erhebt sich anführerisch von seinem Thron und streckt seine rechte geballte Faust in die Höhe.

ENGEL [FORTS.]:
„Lasse uns nun fortschreiten und dein Leben wie einen liegengebliebenen Karren aus dem Dreck ziehen!“

BODO:
„Wie du meinst... Mir egal.“

BODO kriecht auf die ZEIT- UND RAUMMASCHINE zu. Unterstützend platziert sich der ENGEL über ihn, so dass BODO zwischen seinen Beinen auf dem Boden liegt.

ENGEL (den Zeigefinger schwenkend):
„Na, nicht so voreilig! Wir brauchen doch bestimmt Proviant für eine derart ausgiebige Reise!“

Der Engel beugt sich hinab und richtet eigenhändig BODOs Kopf auf ZAYNs TURNBEUTEL, der neben seinem verstreuten INHALT im Sand liegt.

ENGEL (diabolisch):
„Wie wäre es damit? Dieser Sack scheint doch perfekt zu sein!“

Der ENGEL gibt BODO von Hinten einen kameradschaftlichen Klaps auf den Po. Hierdurch gewinnt BODO seine Kraft zurück und kann sich wieder ohne Probleme bewegen.

BODO (hoffnungsvoll zum Engel blickend):
„Wie viel soll ich einpacken?“

ENGEL (nickend):
„Alles.“

BODO sammelt hastig den verstreuten INHALT wieder in den TURNBEUTEL.

ENGEL (bereits in der ZEIT- UND RAUMMASCHINE sitzend):
„Famos! Nun steige zu mir in die Maschine!“

BODO schwingt sich den TURNBEUTEL um und steigt geschwind zu dem wartenden ENGEL in die ZEIT- UND RAUMMASCHINE.

ENGEL [FORTS.]:
„Und. Ab. Geht. Die Lutzi!“

Der ENGEL gibt der ZEIT- UND RAUMMASCHINE den zweiten Klaps des Tages und die Zeitreise beginnt.

24. AUSSEN – VOR SAMEDIS HAUS – MITTAGS

>>>BODOs ZEIT- UND RAUMREISE<<

BODO und der ENGEL haben das Ziel ihrer Zeit- und Raumreise erreicht. BODO schaut auf die Datumsanzeige seiner CASIO.

BODO:
„NUR 8 MONATE? WAS SOLL DER SCHEISS? Wir hätten mindestens ein JAHR zurückgehen müssen! Nadine ist echt schon nem Monat das erste Mal fremdgegangen!“

ENGEL (schmunzelnd):
„Das erste Mal?“

BODO:
„Was?“

ENGEL (abwinkend):
„Nichtigkeiten - Komm, mein betrogener Begleiter!“

Der ENGEL stolziert zu SAMEDIs Pforte [welche wir direkt wiedererkennen…], bleibt aber kurz davor stehen. Er macht eine auffordernde Geste zu BODO, dass dieser ihm zu folgen habe.

BODO:
„Was wollen wir hier? Ich dachte das sollte mir helfen?“

ENGEL (Zeigefinger vor den Lippen):
„Shhh!“

BODO folgt dem ENGEL stirnrunzelnd aber leise. Der ENGEL deutet auf das geschlossene Schlafzimmerfenster.

ENGEL (flüsternd) [FORTS.]:
„Schau!“

BODO begibt sich durch das üppige Blumenbeet und blickt durch einen Spalt in der Jalousie hinein in SAMEDIs Schlafzimmer.

BODO (flüsternd):
„Was soll ich denn da seh-“

BODO bemerkt SAMEDI und LYDIA in SAMEDIs Kingsize-Bett. LYDIA ist gerade erwacht und versucht vorsichtig den Tentakel des schlafenden SAMEDIs von sich zu lösen, ohne diesen aufzuwecken. Wir vernehmen suggestiv-gedämpfte PORNO-GERÄUSCHE.

(LYDIA ist nicht schwanger aber spärlich bekleidet.
Ihre Haare sind hochgesteckt.)

BODO (zum Engel flüsternd):
„Ey, ich bin doch kein Spanner - Hast du nen Dachschaden? Was soll der Mist?“

ENGEL (nicht mehr flüsternd):
„BLICKE GENAUER, DUMMER THOR!“

BODO wendet seine Augen erneut in das Schlafzimmer. Im Inneren sieht er wie LYDIA sich inzwischen wieder rasch bekleidet hat. Klammheimlich sammelt sie den REST IHRER GEGENSTÄNDE (HANDTASCHE und so). Dabei bemerkt sie den höhnenden GARTENZWERG.

BODO:
„Was zum...“

LYDIA unternimmt die Öffnung des GARTENZWERGES und wir sehen, dass dieser bis zum Rand mit BLAUEM PEP-PULVER befüllt ist. Kurzerhand steckt die Diebin den GARTENZWERG in ihre HANDTASCHE. SAMEDI schläft weiterhin seelenruhig.

BODO:
„Das ist doch jetzt nicht wahr? Diese B-“

BODO ist wahrlich außer sich vor Wut und stampft wie ein zähneknirschender Viertklässler an Ort und Stelle. Er versucht durch die verriegelte Eingangstür in den Innenraum zu gelangen.

BODO (zum ENGEL) [FORTS.]:
„Ich glaub die fängt sich gleich eine! – oder ZWEI!“

Der ENGEL lacht auf.

ENGEL:
„Ha! Vergebens!“

Inzwischen macht LYDIA sich auf das internationale Domizil auf leisen Sohlen zu verlassen. Hierbei wird BODO von der sich öffnenden Haustür von seinem Standort verdrängt. Mit sofortiger Wirkung konfrontiert BODO die Flüchtende.

BODO (wütend):
„HEY, BITCH! WAS FÄLLT DIR EIN? DU KANNST NICHT EINFACH SO MEINEN BRUDER BEKLAUEN, BITCH!?“

BODO versucht LYDIA zu stoppen, kann aber nicht mit ihr interagieren. Die gesamte Umgebung scheint den Beeinflussungen der zwei Reisenden zu trotzen.

BODO [FORTS.]:
„DU HAST DOCH DEN SCHUSS NICHT GEHÖRT! HEY! ICH REDE MIT DIR!“

LYDIA reagiert nicht auf BODOs Klagen und macht sich mitsamt des GARTENZWERGES über alle sieben Berge. BODO hat noch nicht genug und versucht es weiterhin.

ENGEL (schmunzelnd):
„Denke an meine Worte! Vergangenes ist unwiderruflich vergangen! Wundervoll, nicht wahr?“

BODO lässt verwirrt von der Diebin ab.

BODO:
„Was? Wie?“

ENGEL:
„Du weißt, ich erkläre Sachverhalte keine zwei Male!“

BODOs Wut auf LYDIA klimmt langsam ab. Reizüberflutende Ratlosigkeit verbreitet sich in seiner Mimik.

BODO:
„Ich verstehe nicht...“

ENGEL:
„Konzentrier dich auf die Aufgabenstellung!“

BODO:
„Was ist denn mit der Aufgabenstellung?“

Der ENGEL steigt wieder in die ZEIT- UND RAUMMASCHINE.

ENGEL (froh):
„Pah, genug Reisen durch Zeit und Raum, junger Mann! Es geht wieder zum Ausgangspunkt zurück! Solltest erblickt haben, was ich zu zeigen vermochte!“

BODO ist vor Verwirrung wie im Boden verwurzelt.

BODO:
„Das wars? Hilft mir das jetzt weiter?“

ENGEL:
„Es wäre zu einfach, wenn ich es dir erklären würde... Die Einsicht musst du schon alleine gewinnen, am besten schnellstens! - Jedenfalls starte ich den Motor auf ‘Drei’. Wer dann nicht an Bord ist...“

BODO macht aufgrund seiner Paralyse keine sonderlichen Anstalten in die MASCHINE zu steigen.

BODO:
„Aber wenn ich hier bleibe… Bin ich dann nicht im Prinzip ein Gespenst?“

ENGEL (ungeduldig):
„Eins… Zwei… Letzte Chance!“

BODO:
„Ok, ok!“

BODO steigt widerwillig zum ENGEL in die ZEIT- UND RAUMMASCHINE.

ENGEL (scherzhaft):
„So lobe ich mir das! - Willst du eigentlich auch mal fahren?“

BODO:
„Hm?“

ENGEL:
„THEOOOO, wir fahr'n nach Lodz!“

Der ENGEL verteilt den dritten und gleichzeitig finalen Klaps gegen den Motor der Apparatur. Die bündige Rückreise beginnt.

25. AUSSEN – STRAND – MITTAGS

SCHNITT ZU:

BODO und der ENGEL sind wieder schlagartig zurück am
Strand.

ENGEL (aussteigend):
„Hast du deine Lehre jetzt verstanden?“

BODO:
„Ich kapier‘s immer noch nicht...“

BODO grübelt einige Sekunden. Währenddessen holt der ENGEL seinen persönlichen GARTENSTUHL und seine LEKTÜRE.

BODO:
„Ich glaub, ich hab’s!“

ENGEL:
„Willst du es nicht der gesamten Klasse mitteilen?“

Wir sehen wie BODO mit ahnbaren Mundbewegungen etwas zum ENGEL sagt, hören es aber nicht, da eine große Ozeanwelle lautstark in der Umgebung bricht. Eine ausgiebige Erklärung der Lebenslehre bleibt uns entsprechend erspart.

ENGEL (erfreut):
„Bravissimo! Bewältigte Arbeit ist die beste Arbeit! Dann verlange ich prompt meine Bezahlung!“

Der ENGEL hält seine Hand auf. Instinktiv nimmt BODO den TURNBEUTEL ab und übergibt ihn an den Götterboten.

ENGEL [FORTS.]:
„Vielen Dank, werter Herr! Es hat mich gefreut mit Ihnen Geschäfte zu bestreiten!“

BODO (froh, wie lange nicht mehr):
„Ebenso! Wirklich!“

Der ENGEL setzt sich auf den geholten GARTENSTUHL und überprüft auf seinem Schoß den Inhalt des TURNBEUTELS. BODO legt sich in einer auffälligen Pose neben den ENGEL in den Sand.

BODO [FORTS.]:
„Auf einmal sehe ich es klar. Es war so offensichtlich, dass-“

Ein lauter Vogel durchbricht BODOs Weisheiten, so dass wir keine weiteren Informationen über die besagte Lebenslehre erhalten. Der ENGEL scheint vom erstandenen Inhalt des BEUTELS überzeugt zu sein.

Die Sonne strahlt in BODOs Gesicht. Er lächelt, als hätte er gewissermaßen seine persönliche Erleuchtung erhalten.

>Die Botschaft ist, dass du die Botschaft nicht verstehst.<


ENDE des zweiten Teils.

TEIL 3: SAMEDI

26. INNEN – SAMEDIS HAUS – BADEZIMMER – MORGENS

>>KAPITEL 3: SAMEDI<<

Wir hören das ZERBESTEN EINES GLAS-GEGENSTANDES. Daraufhin sehen wir einen purpurnen Tropfen, der langsam entlang der Knöchel einer honduranisch geballten Faust in Richtung Boden gleitet. Auf dem Untergrund befinden sich bereits zahlreiche angekündigte SPLITTER eines BADEZIMMERSPIEGELS.

Nach wenigen Sekunden der Ratlosigkeit sehen wir, dass die mit Schnitten versehene Hand SAMEDI angehört. In seiner anderen unversehrten Pranke hält er ein IPHONE gefangen.

(SAMEDI trägt einen PINKEN BADEMANTEL (mit Taschen)
und BOXERSHORTS KEYHOLE FLY.)

SAMEDI legt sein IPHONE weg, um seine Verletzung spärlich mit einer „ZEWA-WISCH-UND-WEG“-ROLLE in der Küche zu verarzten.

Auf dem Display des IPHONEs ist eine Bildnachricht (ZAYNs Whatsapp-Profilbild?) geöffnet auf der ZAYN und LYDIA in einer vertrauten Pose zu sehen sind.

Das saugstarke ZEWA-PAPIER färbt sich lauffeuerartig in der Farbe der Liebe (Rot). SAMEDI ist unbekümmert über den Zustand seines geschundenen Tentakels.

Mit der intakten Hand greift er auf dem Weg nach draußen nach seinem immer noch offenliegenden IPHONE. SAMEDI sucht in seinen Kontakten nach ZAYNs geschäftlicher NOKIA-Nummer. Simultan schlüpft er hastig in ADILETTEN, welche in der Nähe der Ausgangstür liegen, und verlässt halbbekleidet-rasant seine Wohnung.

27. AUSSEN – VOR SAMEDIS HAUS – MORGENS

SAMEDI stürmt wutentbrannt mit IPHONE am Ohr aus seinem Domizil. Er bemerkt dabei wegen seiner Geschwindigkeit nicht, dass sich eine BEUTELTRAGENDE PERSON unter seinem Schlafzimmerfenster befindet.

SAMEDI wartet darauf, dass ZAYN den Hörer seines NOKIAs abhebt. Wir hören das bereits klingelnde HUAWEI-SMARTPHONE im BEUTEL der ominösen PERSON im Hintergrund.

SAMEDI wendet sich der PERSON zu, um notfalls Tritte gegen Nieren zu verteilen, sieht aber erstaunt, dass es sich um BODO handelt.

(BODO ist sehr verschwitzt und noch zerknitterter als am Vortag.)


BODO (recht laut [zu sich]):
„DU HAST DOCH DEN SCHUSS NICHT GEHÖRT! HEY! ICH REDE MIT DIR!“

Der KLINGELTON hat mittlerweile aufgegeben eine Mobilfunkverbindung herzustellen und verstummt.


SAMEDI:
„Bodo?“

BODO (verwirrt [zu sich]):
„Was? Wie?“

SAMEDI legt auf und steckt sein IPHONE weg. Er geht auf BODO zu. In BODOs krampfhaft umschlossener Hand befindet sich das JOOCHEN-SCHWEIZER TASCHENMESSER.

SAMEDI:
„Wo warst du? Hast was verpasst.“

BODO (zu sich):
„Ich verstehe nicht...“

SAMEDI bemerkt, dass BODO ZAYNs BEUTEL trägt.

SAMEDI:
„Hat also geklappt. Sehr gut.“

SAMEDI löst das MESSER aus BODOs Griff und steckt es in seine Bademanteltasche.

SAMEDI [FORTS.]:
„Kann ich mir das borgen?“

Als nächsten Schritt nimmt SAMEDI BODO jetzt auch noch den BEUTEL hab.

SAMEDI [FORTS.]:
„Gib mal.“

BODO scheint geistig abwesend zu sein, verhält sich aber für SAMEDIs Auffassung regelkonform.

BODO (zu sich):
„Was ist denn mit der Aufgabenstellung?“

SAMEDI:
„Bezahlung später. Schlaf erstmal. Siehst müde aus.“

SAMEDI klopft BODO auf die Schulter und wendet sich daraufhin ab um den BEUTEL zu durchsuchen.

BODO (zu sich):
„Aber wenn ich hierbleibe… Bin ich dann nicht im Prinzip ein Gespenst?“

SAMEDI blickt verwirrt bei seiner Durchsuchung auf.

SAMEDI:
„Hm?“

BODO ist bereits dabei wieder wie von Geisterhand geleitet weiterzuziehen. SAMEDI richtet seine Aufmerksamkeit wieder zum Inhalt des BEUTELS.

SAMEDI (murmelnd) [FORTS.]:
„Ciao, Junge.“

BODO (in der Ferne [zu sich]):
„Ok, ok!“

SAMEDI entdeckt das HUAWEI-SMARTPHONE. Der Bildschirm zeigt einen verpassten Anruf von ‚Schatz‘ an.

SAMEDI öffnet ZAYNs WhatsApp und folgender Nachrichtenverlauf wird eingeblendet:

> ZAYN: Hat bestellt. Gehe jetzt los.
> Anruf von SCHATZ.
> Anruf von SCHATZ.


SAMEDI hält kurz inne, schreibt dann LYDIA eine Nachricht (als ZAYN getarnt):

> ZAYN: hey
> ZAYN: ich hab mein Handy wieder
> ZAYN: wo bist du?


SAMEDI wühlt ungeduldig weiter im TURNBEUTEL. Ihm fällt der eingetütete „PROTOTYP“ auf. Er betrachtet die ABGESPLITTERTE MDMA-PILLE mit fachmännischem Blick.

SAMEDI (zu sich):
„Rotterdam, hm?“

SAMEDI steckt den PROTOTYP in seine Bademanteltasche. Bei der fortschreitenden Beutel-Razzia findet SAMEDI ZAYNs HAUSTÜRSCHLÜSSEL und bugsiert auch diesen in seinem Hugh-Hefner-Outfit.

Ein NACHRICHTEN-TON ertönt. SAMEDI schaut gespannt auf ZAYNs HUAWEI. LYDIA hat auf seine Intrige geantwortet:

> SCHATZ: bin Zuhause
> SCHATZ: wo sonst?? :*


Mit seiner verbundenen Hand fühlt SAMEDI von außen an seinem Bademantel nach dem SCHLÜSSELBUND.


ENDE des dritten Teils.

TEIL 4: DAS ENDE

28-1. INNEN – ZAYNS WOHNUNG – MITTAGS

>>>KAPITEL 4<<<

LYDIA ist im Wohnzimmer von ZAYNs Wohnung. Fern abseits wird die Klinke der Haustüre betätigt. Eine ‚unbekannte Person‘ auf der anderen Seite der Pforte versucht sich mit ihrem HAUSTÜRSCHLÜSSEL Zugang zu gewähren, wird aber von einem eigens zur Sicherheit angebrachten Riegelverschluss verhindert.

Ein forsches Anklopfen erschallt mehrfach. Mit langsamen Tempo rafft sich die Schwangere zur Tür auf.

LYDIA (aus einem anderen Raum):
„Ja-Ha! - Ich mach‘ schon!“

Aus Vorsicht schaut LYDIA zunächst durch den geöffneten Spalt der Tür. Die ‚Person‘ vor der Tür hält den altbekannten TURNBEUTEL in einer Art und Weise, dass man weder die Statur noch relevante Oktopoden-Gesichtszüge erkennen kann. Es scheint sich wohl um ZAYN zu handeln, welcher den Taschendieb geschnappt hat und das Wiedererlangte freudig präsentiert.

LYDIA entriegelt die Tür und wird prompt von SAMEDI überrascht. Sie versucht die Tür zu schließen, aber der knochige Hüne verwendet seine langen schlaksigen Gliedmaßen, um diesen Vorgang zu stoppen.

SAMEDI (ruhig):
„Lydia.“

SAMEDI steht mit seiner ADILETTE als Blockade in der Tür und erblickt LYDIAs BABY-BAUCH.

SAMEDI (etwas gekränkt):
„Fett oder Schwanger?“

LYDIA:
„Was willst-“

SAMEDI beweist seine außerordentliche Leibeskraft und reißt die Tür ohne größeren Widerstand auf.

SAMEDI (in die Wohnung rufend):
„Zayn?“

SAMEDI wirft einen schnellen Blick in die Räumlichkeiten. LYDIA schließt die Haustür und folgt ihm. Sie versucht SAMEDI dabei auf Schritt und Tritt aufzuhalten, kommt aber nicht gegen den energischen Einbrecher an.

LYDIA:
„Was willst du denn? Er ist nicht hier!“

SAMEDI:
„Wo?“

LYDIA:
„Ich weiß nicht… Seit gestern war er nicht-“

LYDIA erblickt den GARTENZWERG auf einem Regal in Reichweite.

SAMEDI (bedrohlicher):
„WO!?“

LYDIA versucht den Gnom zu verdecken. Sie positioniert sich zwischen SAMEDI und dem aus seinem Besitz entwendeten GARTENZWERG, welcher sich in erreichbarer Nähe befindet.

SAMEDI [FORTS.]:
„Nur reden. Keine Sorge.“

LYDIA:
„Warum denn? Was hat er dir getan?“

Jetzt erblickt auch SAMEDI aufgrund von LYDIAs Platzierung den GARTENZWERG. Auch LYDIA realisiert dies.

LYDIA:
„Es ist nicht so, wie-“

SAMEDI (afrikanisch-enttäuscht):
„OWOMO-YELA!“

SAMEDI stößt die schwangere LYDIA behutsam aus dem Weg, legt in derselben Bewegung den TURNBEUTEL in prominenter Position auf den Küchentisch und nimmt dann mit seinen Krakenpranken den geliebten Gartenbewohner.

SAMEDI:
„Ruf ihn an.“

SAMEDI öffnet den GARTENZWERG und sieht, dass dieser gänzlich entleert wurde.

SAMEDI [FORTS.]:
„Los.“

Er stellt den inhaltslosen GARTENZWERG respektvoll auf der Küchendiele ab (auf der auch ein WIRSINGKOHL aufzufinden ist). LYDIA schaut hinaus zum Balkon, als wäre dieser eine mögliche Fluchtoption.

LYDIA:
„Aber nur, wenn du versprichst, dass es nicht wieder eskaliert!“

SAMEDI beugt sich über LYDIA und stützt sich dabei dominant mit dem Arm neben ihrem Kopf an der Wand ab. Sein strammer Tentakel versperrt LYDIAs Ausblick auf den Balkon.

SAMEDI:
„Ruf. An.“

LYDIA hält kurz kalkulierend inne, holt daraufhin die mit der NOKIA-HANDY-NUMMER versehene SERVIERTE zum Vorschein.

SAMEDI:
„Altmodisch.“

LYDIA:
„Sehr witzig!“

LYDIA tippt die NOKIA-HANDY-NUMMER in ihr eigenes HANDY ein und ruft notgedrungen ZAYN an, dabei horcht SAMEDI erwartend.

28-2-1. AUSSEN/INNEN – SPIELPLATZ/STRASSE/TREPPENHAUS – MITTAGS

28-2-2. INNEN – ZAYNS WOHNUNG – MITTAGS

[Der nächste Teil geschieht im Splitscreen. Einerseits haben wir SAMEDI und LYDIA in ZAYNs Wohnung. Andererseits haben wir ZAYN auf dem Spielplatz.]

LYDIA wartet darauf, dass ZAYN ihren Anruf entgegennimmt.

ZAYN ist gerade mit ANGELO dabei BODO aufzurichten. Er hört den KLINGELTON seines NOKIA-HANDYs und holt es entsprechend aus seiner Hosentasche. Auf dem NOKIA-Display ist unterschwellig ein zwischenzeitlich verpasster Anruf (von SAMEDI) vermerkt. ZAYN empfängt reflexartig das Gespräch mit der ihm unbekannten Nummer.

ZAYN:
„Pep oder D-“

LYDIA:
„Schatzi, Hilfe!“

ZAYN:
„Wer ist-“

LYDIA (gekrümmt vor Schmerzen):
„Mein Wasser ist gebrochen! Das Baby! Fahr mich ins Krankenhaus!“

ZAYN erfasst schlagartig den Ernst der Lage.

ZAYN:
„Ich komme!“

ZAYN sprintet sofort los ohne aufzulegen. ANGELO bleibt mit dem schwächelnden BODO in den Armen zurück.

Als sie nur noch geschwinde Windgeräusche vernimmt, beendet LYDIA das Gespräch. SAMEDI ist sichtlich überrascht von der rasch erfundenen Lüge.

SAMEDI:
„Hollywood.“

LYDIA:
„Du wolltest doch, dass er so schnell wie möglich rüberkommt, oder? Genau dafür hab‘ ich gesorgt.“

SAMEDI:
„Wahr.“

Eine süß-peinliche Gesprächspause entsteht. LYDIA bindet derweil ihre Haare zu einer Ghettopalme zusammen.

LYDIA:
„Ich bin übrigens schwanger.“

SAMEDI (aus seinen Gedanken gerissen):
„Hm?“

LYDIA:
„Du hast das eben gefragt oder nicht?

LYDIA deutet auf ihren BABY-BAUCH.

LYDIA [FORTS.]:
„Das hier ist kein Speck.“

SAMEDI:
„Ja.“

ZAYN sprintet weiterhin in Echtzeit durch diverse Straßen und Gassen.

SAMEDI [FORTS.]:
„Von ihm?“

SAMEDI tippt mit seinem Finger auf den GARTENZWERG.

LYDIA (nicht darauf eingehend):
„Ich wollte dich nicht beklauen. Nur dass du’s weißt. Das war nicht meine Idee.“

LYDIA nähert sich SAMEDI und streichelt ebenfalls über den GARTENZWERG.

SAMEDI:
„Aha.“

LYDIA:
„Bist du noch sauer? Ich mein, so schlimm war es doch auch wieder nicht...“

SAMEDI (leicht abwendend):
„Lange her.“

LYDIA leitet SAMEDIs Aufmerksamkeit erneut auf ihren BABY-BAUCH.

LYDIA:
„Es passieren immer wieder Dinge, die nicht eingeplant sind und dann muss man lernen damit umzugehen. - So ist das Leben.“

ZAYN sprintet weiterhin, ist aber schon deutlich verschwitzter. Das drollige Muffensausen in seinen Augen ist eklatant.

LYDIA [FORTS.]:
„Manchmal... Manchmal habe ich Angst vor ihm, weißt du...“

SAMEDI schaut LYDIA nur stumm an.

LYDIA [FORTS.]:
„Was passiert, wenn er gleich ankommt?“

LYDIA berührt SAMEDIs Hand. Augenkontakt. SAMEDI scheint von der Sirene eingelullt zu sein.

ZAYN sprintet durch das ihm heimische Treppenhaus.

SAMEDI nimmt die verursachten GERÄUSCHE im Treppenhaus wahr und wird aus den Moment gerissen.

ZAYN ist vor seiner Wohnungstür angekommen.

SAMEDI (flüsternd):
„Küche.“

ZAYN kramt hektisch nach seinem Schlüssel, trägt aber seit dem Diebstahl keinen mehr bei sich.

LYDIA geht währenddessen in die Küche. SAMEDI positioniert sich schnellstens zwischen den Jacken der Garderobe, so dass man ihn beim Hereinkommen nicht direkt erkennen kann.

Voller Tatendrang stößt ZAYN die Wohnungstür mit dem flachen Fuß auf. Er betritt mit voreiliger Schnellheit die Wohnung.

28-3. INNEN – ZAYNS WOHNUNG – MITTAGS

[Der Splitscreen ist beendet.]

ZAYN (außer Atem):
„HALLO??“

LYDIA (schmerzverzerrt):
„Ja, hier!“

ZAYN eilt zu LYDIA in die Küche und lässt dabei die Garderobe ganz außer Acht. Sein Herz schlägt mit circa 160 - 180 BPM.

Wir sehen wie sich SAMEDI, der schmächtige Koloss, aus seiner Lauerstellung erhebt und ebenfalls in die Küche folgt. ZAYN kniet vor seiner sitzenden Freundin, welche ihren BABY-BAUCH bewahrt.

ZAYN (zu LYDIA):
„Was ist denn?“

SAMEDI zückt sein MESSER mit einem SAMURAI-SCHWERT-SOUND aus den BADEMANTEL. Der GARTENZWERG lächelt befremdlich in erwartungsvoller Haltung auf die gegebene Szenerie der Konfliktparteien.

SAMEDI (zu leise):
„Zayn.“

Die Lage spitzt sich zu wie Bleistifte. ZAYNs HERZSCHLAG pocht dröhnend in seinen Ohren.

ZAYN (zu LYDIA):
„Alles ok bei dir, Schatz!?“

SAMEDIs Worte finden keinen Empfänger und werden folglich nicht aufgenommen, geschweige denn kognitiv verarbeitet. ZAYN versucht weiterhin seine hochschwangere Freundin mit bestärkenden Anschmiegsamkeiten zu versorgen. LYDIA antwortet noch immer nicht.

SAMEDI (etwas lauter):
„Zayn!“

ZAYN erspäht den TURNBEUTEL, welcher sich neben LYDIA auf dem Küchentisch befindet. Ein eiskalter Schauder läuft ihm über den Rücken.

ZAYN:
„Wie hast-“

SAMEDI:
„ZAYN!“

Das POCHEN der Ohrmuscheln verschwindet mit sofortiger Wirkung. Zögerlich wendet ZAYN sein blondiertes Oberhaupt in Slow-Motion um. Aus der unterwürfigen Position blickt er zu SAMEDI hinauf.

ZAYN:
„Du Hund! Was soll das?“

ZAYN versucht sich aufzurappeln. SAMEDI stellt sein MESSER in Richtung LYDIA zur Schau.

SAMEDI:
„Hey, hey. Ruhig, Brauner.“

ZAYN sucht den Augenkontakt zu LYDIA, welche auch zum ersten Mal das MESSER erblickt. Die Schwangere verbleibt stumm auf ihrem Stuhl.

SAMEDI:
„Lass reden.“

ZAYN:
„REDEN? Wir müssen sofort ins Krankenhaus! Das Baby!?“

SAMEDI:
„Erstmal setzen.“

SAMEDI weist ZAYN mit dem MESSER winkend zu seinem Platz wie ein gelangweilter Fluglotse.

ZAYN:
„Ok-ok.“

Mit halbwegs erhobenen Händen begibt sich ZAYN auf den Stuhl, der sich exakt gegenüber von LYDIA befindet.

SAMEDI:
„Warum beklaust du mich?“

ZAYN:
„Was?“

SAMEDI beklopft mit seinem MESSER den GARTENZWERG auf der Diele. Neben dem Grünflächengnom ist ein prächtiger WIRSINGKOHL zu erhaschen.

SAMEDI:
„Kennste den?“

ZAYN:
„Was? Den Wirsing?“

Wir sehen den WIRSINGKOHL, dann die Grimasse des GARTENZWERGES.

SAMEDI (irritiert befehlend):
„Na?“

ZAYN:
„Willst du mich verarschen? Kommst du ernsthaft wegen einem Gnom hier hin? Mit nem Messer?“

SAMEDI:
„Woher!“

ZAYN:
„Keine Ahnung! Vom Flohmarkt? - Warum reden wir über Gnome?“

LYDIA kauert in der Sitzecke und nimmt noch immer nicht am Gespräch teil.

SAMEDI:
„Lügner. – Wo ist das blaue Pep?“

LYDIA (weinend emotional):
„ZAYN, SAG IHM EINFACH DIE WAHRHEIT!“

ZAYN (zu LYDIA):
„Wovon redest du!? Ist jetzt doch nichts mit Marie??“

Blut tropft auf den Boden. Es stammt allerdings nicht aus LYDIAS Unterleib, sondern von SAMEDIs selbstverschuldeter Schnittwunde. Er erinnert sich an seine Wut und umschließt das MESSER noch enger als zuvor.

ZAYN (zu Lydia) [FORTS.]:
„Warum antwortest du mir nicht? Schatzi??“

SAMEDI (zu LYDIA):
„Zewa, bitte.“

LYDIA reicht SAMEDI einige KOKETT-Papiere (welche sich in ihrer Nähe befinden).

SAMEDI:
„Merci.“

SAMEDI legt das MESSER ab und verarztet seinen Tentakel spartanisch mit dem minderwertigen Ersatzprodukt der Aldi-Eigenmarke.

ZAYN:
„Ich weiß halt echt nicht warum du hier bist. Kein Schimmer.“

ZAYN bemerkt erneut die Präsenz des TURNBEUTELS auf der Tischplatte. SAMEDI zerknüllt seinen alten ZEWA-VERBAND.

ZAYN:
„Wie kommt der eigentlich hier...?“

Als befreiendes Ventil seiner überschüssigen Wut schlägt SAMEDI mit beiden Händen wuchtig auf die Küchendiele, so dass die Erschütterung vermutlich noch einige Meilen weit zu vernehmen ist.

SAMEDI (zu ZAYN) (wütend-jamaikanisch):
„BOM-BO-KLAT!“

Bei der ausführlichen Zornbewegung ist etwas aus SAMEDIs Manteltasche gefallen. ZAYN zuckt zurück.

SAMEDI (kontrollierter) [FORTS.]:
„Ach ja.“

SAMEDI liest den GEGENSTAND auf und zeigt ihn ZAYN: Das TÜTCHEN MIT DEM REST DES PROTOTYPS.

SAMEDI (hawaiianisch):
„Aloha-Mahalo.“

ZAYN:
„Ist das? - Ich glaube, die haben irgendwas bei der Dosierung falsch gemacht.“

SAMEDI schüttelt den Kopf.

ZAYN [FORTS.]:
„Ein Typ, der das probiert hat, ist fast gestorben gestern, ich schwöre! - Du kennst den, der war bei dir, als ich gekommen bin.“

SAMEDI (ungläubig):
„Hm, Bodo?“

ZAYN:
„Ja! Glaub mir! Bodo ist-“

SAMEDI (weiter den Kopf schüttelnd):
„Lügen! Lügen! Lügen!“

SAMEDI beobachtet das TÜTCHEN samt INHALT genauer.

ZAYN:
„Ruf ihn doch an, dann wirst du sehen, dass-“

SAMEDI:
„Prototyp?“

SAMEDI schätzt nochmal die Lage ab und holt dann den PROTOTYP mit bloßen Fingern aus seinem heimischen TÜTCHEN.

SAMEDI (entschlossen) [FORTS.]:
„Implausibel!“

ZAYN:
„Nein, NEIN!“

SAMEDI zieht ZAYN ruckartig an seinem Ohr zu sich, so dass er vor ihm auf dem Küchenboden liegt. Der Krakenhüne positioniert seine chinesischen Knie auf den Ellenbögen seines Gefangenen. ZAYN ist bewegungsunfähig.

ZAYN:
„WARTE! Wir wissen nicht, was da-“

SAMEDI (blödelnd):
„Pep oder Dinger, Zayn?“

Bevor ZAYN antworten kann füttert SAMEDI ihm den REST DES PROTOTYPs mit einer stopfenden Handbewegung. ZAYN wehrt sich mit Geräuschen, die Kenny von ‚South Park‘ ähneln. LYDIA und der GARTENZWERG schauen weiterhin ungerührt zu.

SAMEDI (sympathisch lachend zu LYDIA):
„Pep oder Dinger? Ha! Ha!“

SAMEDI hält immer noch ZAYNS Mund zu, bis der PROTOTYP seinen Schlund in ausgeprägter Kehlkopfbewegung hinunterwandert.

SAMEDI (schmunzelnd) [FORTS.]:
„Yummy, yummy!“

Wir schauen unterschwellig auf SAMEDIS ARMBANDUHR, um die 20-Sekunden-Regel von Bodo zu überprüfen.

SAMEDI [FORTS.]:
„Hab dich nicht so.“

Aus der Sicht von ZAYN sehen wir wie ihn die Wirkung der Droge wie das Phänomen der Drei-Schwester-Wellen erwischt. Mit jedem der Schübe wird ZAYNs Umwelt verschwommener bzw. verzerrter.

SAMEDI (unverständlich) [FORTS.]:
„Also?“

Alles scheint sich zu drehen. ZAYN nimmt Objekte immer vervielfältigter wahr. SAMEDIs investigative Stimme wird dunkler und schließlich völlig unverständlich.

SAMEDI (unverständlich) [FORTS.]:
„Zayn-Boy?“

ZAYN fällt in einen buchstäblichen Abgrund. Der Abyssus umschließt seinen Augenschein zu einem allseitigen Weiß.

29. AUSSEN – STRAND – MITTAGS

ÜBERBLENDUNG ZU:

Wir hören wieder MEERESRAUSCHEN, welches aber deutlich verzerrter klingt. Alles ist eine Nummer heftiger als bei BODOs Trip.

Der ENGEL sitzt abermals in seinem GARTENSTUHL, wirkt aber in diesem Falle eher wie ein schmieriger Dämon. Er liest seine LEKTÜRE.

ENGEL:
„Ach, du liebes Bisschen!“

Der ENGEL schaut auf seine nicht-vorhandene Armbanduhr. ZAYN kann wegen dem Einfluss der Droge noch kein Wort von seinen Lippen äußern.

ENGEL [FORTS.]:
„Pünktlich wie die Deutsche Bahn! Dann wollen wir dich mal abfertigen, du Schweinchen.“

Der ENGEL legt sprungartig seine LEKTÜRE ab und bewegt sich auf ZAYN zu. Dabei hält er wieder kurz den vermeintlichen Empfängerknopf in seinem Ohr.

ENGEL (telefonierend):
„Ok… Ok… Ja dann machen wir das so. Etwas unsauber, schnell und effizient… Gut, gut… Auf Wiederhören!“

ZAYN orientiert sich immer noch mühselig. Seine weitaufgerissenen Augen suchen nach einem Fixierungspunkt.

ZAYN:
„Wo bin-“

ENGEL:
„Bedeutungslose Tatsachen! Mach dir keine Sorgen. Bald ist alles, wirklich alles, vorbei!“

Der ENGEL spaziert schnurstracks vorbei an ZAYN hin zu einem Haufen von SPORTTASCHEN und TURNBEUTELN, welche unweit des Wassers liegen.

ZAYN:
„Du musst mir h-“

ENGEL (etwas gestresst):
„Helfen! Was denkst du, tue ich gerade? Man müsste nur etwas Verwendbares finden...“

Der ENGEL kramt in seinem Lagerbestand. ZAYN schafft es sich im Sand hinzusetzen.

ENGEL:
„Ah, hier. Perfekt! Das sollte genügen!“

Der ENGEL bewegt sich wieder zu ZAYN und überreicht ihm ROTE BOXHANDSCHUHE. Aus ZAYNs Mund läuft ein dickflüssiger SPEICHELFADEN.

ENGEL:
„Kleider machen Leute! Die sind sogar deine Größe - Solch ein Zufall!“

Der ENGEL wischt den Speichel mit dem Ärmel seiner KUTTE weg. ZAYN ist kaum in der Lage die BOXHANDSCHUHE über seine Hände zu ziehen. Der ENGEL hilft ein wenig nach.

ENGEL:
„Aber nur geliehen! Nicht vergessen sie nach Gebrauch wiederzugeben, Kamerad!“

ZAYN (schwächlich):
„Ich muss…“

ENGEL:
„Gut, nun verrate ich einen letzten Trick: Schließe deine Augen und zähle bis 10. Dabei stellst du dir einen Ort vor...“

ZAYN:
„...zurück... „

ENGEL:
„... allerdings hast du nur wenig Lebenszeit übrig. Sagen wir maximal 32 bis 34 Einheiten. Verwende sie achtsam!“

ZAYN:
„...zu ihr!“

Der ENGEL klopft ZAYN auf die Schulter.

ENGEL:
„Beschütze, was deinem Herzen am nächsten ist! Wir alle rechnen mit deinem Erfolg!“

Der ENGEL lächelt schleimig wie der ehemalige QVC-Moderator Walter Freiwald in die Kamera.

ZAYN schließt erschöpft seine Augen und zählt innerlich bis 10 [V.O.].

30. INNEN – ZAYNS WOHNUNG – MITTAGS

8. 9. 10! ZAYN öffnet seine Augen. Er ist tatsächlich wieder in seiner Küche. Könnte es ein Albtraum sein?

SAMEDI redet noch immer auf ZAYN in väterlich-disziplinierender Weise ein, als sich dieser trotz vorhandener Verwarnung aus seiner Fesselung erhebt.

(ZAYN trägt auf einmal die ROTEN BOXHANDSCHUHE.)

Mit der Kraft des ENGELs bestückt stößt er SAMEDI von sich ab. Der letzte Angriff beginnt. Ein harter rechter Haken landet in der Bauchregion. SAMEDI sucht im Taumeln sein abgelegtes MESSER, wird aber von ZAYN rüpelhaft umgerissen. Es entwickelt sich eine wilde BJJ-Wrestling-Rangelei auf dem Küchenlaminat. Immer mehr Hiebe finden den Weg in SAMEDIs Magengrube. Er schreit mehrmals auf. ZAYN scheint wie besessen.

Auf wunderliche Weise schaffen beide es sich aufzurichten. Sie stehen sich wie bei einem regulären Boxkampf gegenüber, mit dem Unterschied, dass SAMEDI sein MESSER aufgelesen hat. Es erinnert an eine bestimmte Szene in ‚Raging Bull‘ von Martin Scorsese in Verbindung mit dem Messerkampf des Musikvideos von Michael Jacksons ‚Beat It‘.

Das Gefecht breitet sich jedenfalls in weitere Räume der Wohnung aus. ZAYN ist von der Klinge unbeeindruckt und weicht gekonnt-benommen wie ein besoffener Rock Lee (Naruto) vor den Stichen aus. Er wartet auf seine Chance und kann schließlich SAMEDIs Kinn mit einem Uppercut bester Güteklasse streifen. SAMEDIs Augen rollen sich zurück und er fällt aufgrund von wackligen Tänzerbeinen zu Boden.

Sturzflugartig folgt ZAYN ihm hin zum Untergrund. Die Kraft des Engels verlässt ihn allmählich. Das genannte Zeitlimit ist fast überschritten. ZAYN schlägt immer weiter auf den Bauch des ausgeknockten SAMEDIs ein, lässt dann aber vor Erschöpfung von ihm ab.

ZAYN liegt in Jesus-Position auf dem Boden. Erst jetzt sehen wir, dass SAMEDIs MESSER wie ein römischer Speer zwischen seinen christlichen Rippen steckt.

In den letzten Momenten gesellt sich LYDIA neben ihren unsterblichen Helden. Alles scheint nach Plan abgelaufen zu sein. ZAYN schließt voller Zufriedenheit die Augen. Sein Tod ist ein akzeptables Ereignis.

>ENDE?<

Wir hören einen ZERPLATZENDEN LUFTBALLON, dann SUBTILE NEUGEBORENEN-SCHREIE.

31-1. INNEN – ZAYNS WOHNUNG – MITTAGS (REALITÄT)

[Der nächste Teil wird gänzlich vom Engel im Voice Over vorgelesen. Die Handlungen finden exakt wie beschrieben statt.]

ENGEL [V.O.]:
„Schlagartig sehen wir das wahre Ergebnis des Gewaltaktes:

Zayn hat Lydia ‚Marie‘ aus dem Bauch geboxt. Bedingt durch die unfreiwillige Entbindung färbt sich ihr weisses Kleid allmählich dunkelrot. Diverse FETUSRESTE kleben an Zayns blutverschmierten Boxerfäusten.

Lydia ist bereits todesbleich und ohne jegliche Regung. Samedi kniet fassungslos neben dem grausigen Schauplatz und weint platschende Krakentränen. Mit einer solchen Unmenschlichkeit hatte nun wirklich niemand gerechnet.

Samedi versucht die Blutung zu stoppen, aber es ist einfach zu viel Flüssigkeit. Kein Zewa-Wisch-und-Weg dieser Welt wäre saugstark genug. Er schluchzt laut auf.

Zayn liegt entkräftet und ebenfalls leblos neben seiner Freundin und dem UNGEBORENENBREI. Seine Lippen ziert ein vollkommenes seelenloses Lächeln. Eine Mischung aus ehemaligem Essen, ‚Valentino Rossi‘ Monster-Energydrink und Blut strömt haubitzenartig aus seinem Schlund.

Samedis Augen sind leer, aber dennoch voller Panik. Er hält seine Hände am Hinterkopf, als hätte er in einem WM-Finale den wichtigsten Elfmeter der Partie verschossen. Traumatisiert verlässt Samedi auf der Suche nach einem Notarzt oder Therapeuten den Raum.

Ende.“

31-2. AUSSEN – STRAND – MITTAGS

ÜBERBLENDUNG ZU:

Wir sehen eine Buchseite auf der in Großbuchstaben das Wort „ENDE“ geschrieben steht. Bei näherer Betrachtung ist zu erkennen, dass die Buchseite zur LEKTÜRE des lesenden ENGELS gehört. Nach wenigen Sekunden der Katharsis schließt der ENGEL letztendlich sein Buch und blickt nickend zu den Zuschauern auf.

Wir schweifen in Richtung Himmel ab. Das Bild wird von einem hellen Weiß erfüllt.

EPILOG

32. INNEN – KRANKENHAUS – KRANKENZIMMER – MITTAGS

ÜBERBLENDUNG ZU:

ANGELO ist zu Besuch in BODOs Krankenzimmer. Der Raum ist hell-weiß steril. Er schaut besorgt aus dem Fenster. BODO liegt platt auf seinen Bauch gekehrt im Krankenbett.

Unbemerkt von ANGELO beginnen BODOs Arschbacken in erdbebenähnlichen Bewegungsintervallen unter der Bettdecke zu zittern. ANGELO wird auf den minimalen Magnituden-Wert des Twerkens aufmerksam und springt voller Vorfreude auf.

ANGELO:
„Oy!“

Plötzlich erwachend öffnet BODO das erste Mal seit den Ereignissen des Vortages seine mit Schlaf verkrusteten Äuglein. Er deutet an, dass er ANGELO etwas sagen möchte, hat aber noch nicht die Kraft dazu.

ANGELO hilft BODO sich auf den Rücken zu drehen und aufzusetzen. Er hält dabei die schwächliche Hand des Knaben unterstützend wie Jago in einer neumodischen Othello-Vorführung.

ANGELO:
„Habe du geschloff in dieser Moment?“

BODO (verträumt):
„Ich weiß nicht…“

BODO schaut sich im Raum um. War er nicht gerade noch an einem Strand?

BODO:
„Irgendwas…“

Auf BODOs Mündchen entwickelt sich ein kleines Grinsen. Eine dickflüssige Träne des Glücks rollt über seine elfenbeinbleiche Wange.

BODO (klarer Geistesblitz):
„Ja.“

ABBLENDE UND ABSPANN. 
Für Marie.

Papa vermisst dich.



Vielen Dank
Jerome Alkaizer.
If you made it this far, you are my new favorite person. Thanks for reading :)
- Klaus